Ein Arzt vor einer Corona-Impfkoje im Austria Center in Wien.
APA/Robert Jaeger

Der weitere Fahrplan für die Impfungen

Im Zuge der allgemeinen Lockerungen stellt sich für viele Impfwillige die Frage, wann denn nun sie beim Impfen drankommen. Bis Ende Juni soll weiterhin jede und jeder Interessierte eine Impfung gegen das Coronavirus angeboten bekommen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium – Jugendliche ab zwölf Jahre könnten schon dazugehören. Wien sieht das angesichts der geplanten Impfdosen skeptisch.

Rund 3,6 Millionen Menschen in Österreich waren per Ende Mai laut den Eintragungen im E-Impfpass teilgeimpft, das entspricht rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung. Vollimmunisiert, also mit dem vollen Impfschutz ausgestattet, sind rund 1,5 Millionen Menschen, umgerechnet rund 17 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Das Bundeskanzleramt ging zuletzt davon aus, dass rund zwei Drittel der impfbaren Bevölkerung Österreichs sich impfen lassen wollen. Das sind, Jugendliche ab zwölf mit einberechnet, rund 5,2 Millionen Menschen. Bis Ende Juni sollen alle Impfwilligen laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auch eine Erstimpfung angeboten bekommen. In einer gemeinsamen Aussendung des Kanzlers mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zeigte sich die Regierung am Dienstag erfreut über den Impffortschritt: „Wie geplant können bis Ende Juni fünf Millionen Menschen geimpft werden, das entspricht zwei Drittel der Bevölkerung ab 16 Jahren. Die steigende Impfbereitschaft ist sehr erfreulich.“

Der Plan, bis Juni allen Impfwilligen eine Erstimpfung anzubieten, sei weiter aufrecht, so das Gesundheitsministerium am Montag auf Nachfrage von ORF.at. Im Mai seien 500.000 Impfdosen pro Woche nach Österreich geliefert worden, im Juni sollen es bis zu 700.000 pro Woche sein. Abzüglich der Zweitstiche sei es somit möglich, allen aktiv Interessierten einen Termin anzubieten, so das Ministerium.

Bundesländer mit unterschiedlicher Vorgehensweise

Aufgrund der unterschiedlichen Vorgehensweisen der Bundesländer könne es dabei aber zu verschiedenen Geschwindigkeiten kommen. So könnten Bundesländer wie Niederösterreich, die länger in die Zukunft planen und Termine langfristig vergeben, schon früher Impfangebote machen, als jene, die kurzfristiger planen, wie etwa Wien.

Sollten Termine freiwerden und entsprechend abgerufen und gebucht werden, könnten Jugendliche ab zwölf schon im Juni geimpft werden, gerade wenn sie zu einer Risikogruppe gehören, hieß es weiter. Der Großteil der rund 340.000 Jugendlichen von zwölf bis 16 Jahren, die nun ebenfalls einen Anspruch auf eine Impfung mit dem CoV-Impfstoff von Biontech und Pfizer haben, soll aber im Sommer geimpft werden.

Priorisierung nach Alter weiter aufrecht

Gefragt, wie die Priorisierung etwa in einer Familie mit Kindern zwischen zwölf und 16 Jahren und den Eltern durchgeführt werden soll, hieß es, dass hier die älteren Personen, sprich die Eltern, zuerst geimpft werden sollen. Die Priorisierung der Impfungen nach Alter und Risikogruppen sei grundsätzlich weiterhin aufrecht, nur im niedergelassenen Bereich könnten Ärzte und Ärztinnen nun auch Menschen impfen, die laut Impfplan noch nicht dran wären.

Der nächste Schritt sei nun, an einer Impfung Interessierte zu erreichen, die sich bisher nicht aktiv um eine Impfung gekümmert haben, so das Ministerium weiter. Hier setze man, neben der ohnedies laufenden großen Infokampagne des Bundes, auch auf niederschwellige Angebote, etwa in Betrieben, und Mundpropaganda, also Influencer.

Wien will 80 Prozent erreichen

Auf Influencer für das Propagieren der Impfung setzt auch das Bundesland Wien, das zuletzt immer wieder mit Kritik am Bund in Sachen Impfung aufhorchen ließ. Ab Juni will Wien mit einer breit angelegten Kampagne, etwa in Sozialen Netzwerken und bei Veranstaltungen, das selbstgesteckte Ziel, 80 Prozent der Bevölkerung durchzuimpfen, vorantreiben.

Dazu müsse man in jene Bevölkerungsschichten rein, die der Impfung gegenüber kritisch eingestellt sind, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Schon jetzt versuche man über Impfungen in Betrieben die Schwelle möglichst niedrig zu halten.

Eine Impfquote von 65 Prozent sei nach den Berechnungen der eigenen Experten schlicht zu wenig, um im Fall eines Aufflammens einer Variante wie zuletzt jener, die zuerst in Indien entdeckt wurde, eine weitere Welle zu verhindern. Mit einer Durchimpfungsrate von 80 Prozent könne es wohl noch kleine Dellen geben, aber zumindest keine echte Welle. Bis Ende Juni will Wien 55 bis 60 Prozent der in Wien lebenden Gesamtbevölkerung geimpft haben, bis Mitte Juli 70 Prozent.

Wien: Kein Erststich für alle bis Ende Juni

Dass im Juni alle Interessierten in Wien einen Termin für eine erste Impfung angeboten bekommen, das geht sich laut den Berechnungen Wiens allerdings nicht aus, so Hackers Sprecher Mario Dujakovic. Wien verplane nur jene Impfdosen, die fix zugesagt sind, und es gebe immer wieder Schwankungen bei den Liefermengen. So würden im Juni zwar mehr Impfdosen als im Mai geliefert, im Juli und August aber dafür wieder weniger als im Juni.

Zudem würden im August die ersten Drittimpfungen fällig, das bedeute, dass weniger Impfstoff für Erstimpfungen zur Verfügung stehe. Das bedeute, dass im August Menschen bereits zum dritten Mal geimpft werden könnten, während andere noch auf ihren Erststich warten. Darauf angesprochen hieß es aus dem Ministerium, dass zu Beginn der Impfkampagne nur wenige tausend Impfungen durchgeführt wurden, es also kaum Reduktionen gebe.

Grundsätzlich gehe Wien bei den Impfungen differenziert vor, so Dujakovic weiter, und impfe nicht nur nach Alter und Risiko, sondern stark auch nach Menschen mit vielen beruflichen Kontakten. So könne es sein, dass in einer Familie der 16-jährige Sohn in einer Einzelhandelsausbildung eher geimpft werde als seine 46-jährige Mutter. Noch im Juni plant Wien die Impfungen für Menschen ab 50 zu ermöglichen – vorausgesetzt, dass genug Impfstoff verfügbar ist.