Warnung vor extremer werdenden Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien sind seit der Coronavirus-Krise nicht nur häufiger, sondern sie werden auch extremer und irrationaler. Diesen Befund gab Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen heute bei einer Pressekonferenz.

Aktuell werden vor allem Gefahren für Kinder thematisiert. Kanzleramtsministerin Susanne Raab (ÖVP) warnte davor, die Entwicklung zu unterschätzen. Laut Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sehen Rechtsextreme eine Jahrhundertchance.

Politik kündigt Gegenmaßnahmen an

„Besonders gefährlich“ ist die Entwicklung laut Raab auch, weil „abstruse Theorien“ etwa zu Impfungen, Masken und Testungen „häufig mit antisemitischem Kern“ versehen seien. Die Erstürmung des Kapitols in den USA zeige ebenso, wie ernst man die Sache zu nehmen habe, wie auch die Pläne einer ausgehobenen Gruppe in Österreich, Angriffe auf die Polizei zu starten.

Nehammer versicherte, dass man entschlossen gegen entsprechende Bewegungen vorgehen werde. Die entsprechenden Gruppen würden identifiziert und infiltriert. Manuel Scherscher, Leiter der Initiative Gemeinsam.Sicher im Bundeskriminalamt, kündigte auch eine Informationsoffensive an.

Diese beinhalte eine Aufklärungskampagne in sozialen Netzwerken, Sicherheitsstammtische mit Bürgerbeteiligung, eine Broschüre, die in allen Polizeistellen aufliege, und eine intensivierte Zusammenarbeit mit der Wissenschaft in Sachen Fake News.

„Aus der Mitte der Gesellschaft“

Schiesser erläuterte, dass sich die Gruppe der Verschwörungstheoretiker durch Heterogenität auszeichne: „Menschen, die an Mythen glauben, sind aus der Mitte der Gesellschaft.“ Darunter seien auch viele Personen, die aus dem unpolitischen oder links-alternativen Sektor stammten. Manchmal gebe es auch eine Affinität zur Esoterik.

Nehammer verwies darauf, dass sich alte und neue rechtsextreme Gruppen dieser Ängste bemächtigten. Raab hält es für besonders gefährlich, wenn solche Verschwörungstheorien auch noch von politischen Parteien befeuert werden. Es würden Zweifel an Wissenschaft, demokratischen Organen und etablierten Medien gesät. Hier würden die Grundsäulen der Demokratie angegriffen.

Was es schwer mache, mit den Verschwörungstheoretikern umzugehen, sei, dass es sich um ein pseudo-religiöses Weltbild handle, das durch Argumente nicht angreifbar sei, so Schiesser. Für den Umgang mit diesen Personen empfiehlt sie einen menschlichen Zugang zu erhalten.

Gleichzeitig gelte es aber, ganz klar Position zu Mythen und Rechtsextremismus zu beziehen. Dabei ist für Schiesser nicht jede Skepsis in der Krise gleich eine Verschwörungstheorie. Wer etwa wegen eines erst vor Kurzem entwickelten Impfstoffs Sorge habe, gehöre nicht in diese Gruppe.