Italiens Autostrade wird verstaatlicht

Italiens Autobahngesellschaft Autostrade per l Italia (ASPI) kehrt wieder unter staatliche Kontrolle zurück. Die Mehrheit der Aktionäre der ASPI-Muttergesellschaft Atlantia stimmten gestern dem Verkauf des Autobahnbetreibers an die staatliche Förderbank CDP und deren Verbündeten zu. Damit wird ein Streit beendet, der vom Einsturz der Morandi-Brücke in Genua im Jahr 2018 mit 43 Todesopfern ausgelöst wurde.

Die Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) hat zusammen mit den Investmentfonds Blackstone und dem australischen Infrastrukturinvestor Macquarie im vergangenen Monat ein Angebot vorgelegt, das ASPI mit 9,3 Milliarden Euro bewertet. Das Angebot wird von der italienischen Regierung unterstützt, die versucht hatte, die Kontrolle über ASPI wiederzuerlangen, nachdem die Brücke in Genua eingestürzt war. Den Betreibern der Autobahngesellschaft werden schwere Mängel bei der Instandhaltung der Brücke vorgeworfen, die im vergangenen Jahr wieder errichtet wurde.

Atlantia, das von der einflussreichen Unternehmerfamilie Benetton kontrolliert wird, sagte in einer Erklärung, dass das Angebot die Zustimmung von 86 Prozent der Aktionäre erhalten hat. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,4 Prozent. Atlantias Vorstand plant am 10. Juni ein Treffen, um seine endgültige Bewertung des Angebots abzugeben.

Einige Aktionäre übten Kritik

Das Angebot wurde trotz der Kritik einiger Aktionäre, darunter der Fonds TCI, genehmigt. Der Fonds hatte wiederholt behauptet, dass die Autobahngesellschaft mindestens elf Milliarden Euro wert sei. TCI hatte auch einen Versuch des Spaniers Florentino Perez unterstützt, ein konkurrierendes Angebot für ASPI durch die Infrastrukturgruppe ACS auf die Beine zu stellen, aber der Unternehmer, der auch Präsident des Fußballclubs Real Madrid ist, gewann nicht die Unterstützung der italienischen Regierung.