Zwei Mediziner in Schutzkleidung in einem Slum von Lima
APA/AFP/Ernesto Benavides
Peru ändert Kriterien

Zahl der CoV-Toten mehr als verdoppelt

Peru hat die offizielle Zahl seiner Coronavirus-Toten auf mehr als das Doppelte heraufgesetzt. Wie Ministerpräsidentin Violeta Bermudez am Montag mitteilte, wurde die Zahl der im Zusammenhang mit einer CoV-Infektion Verstorbenen auf 180.764 erhöht. Sie war bis dahin bei rund 69.000 gelegen. Der Hintergrund ist eine deutliche Erweiterung der offiziellen Kriterien für Todesfälle, die auf das Coronavirus zurückgeführt werden.

Das Land mit einer Bevölkerung von rund 33 Millionen Menschen ist damit nun weltweit der Staat mit der höchsten CoV-Sterblichkeit in Relation zur Bevölkerungszahl. Eine Expertengruppe war zu dem Schluss gekommen, dass die offizielle Zahl der CoV-Toten in dem südamerikanischen Land zu niedrig veranschlagt war. Als Todesopfer der Pandemie wurden dort bisher nur solche Verstorbenen verzeichnet, die positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Nun werden auch solche Todesfälle in die CoV-Statistik aufgenommen, bei denen aufgrund der klinischen Befunde eine Infektion mit dem Coronavirus als „wahrscheinlich“ anzunehmen ist.

Durch die Änderung der Kriterien hätten die Behörden künftig umfassendere Daten zur Verfügung, was bei der Bekämpfung der Pandemie „sehr nützlich“ sein werde, sagte Bermudez. Schon vor der Erhöhung der offiziellen Totenzahl rangierte Peru weltweit an zwölfter Stelle der Länder mit der höchsten CoV-Sterblichkeit in Relation zur Bevölkerungszahl.

Mediziner in Schutzkleidung in einem Dorf in Peru
Reuters/Liz Tasa
Die Lage in Peru ist sehr angespannt

Bisher mehr als 1,9 Mio. Fälle registriert

Laut einer Berechnung der Nachrichtenagentur AFP kommt Peru durch die jetzige Heraufsetzung der CoV-Totenzahl auf eine Quote von 5.484 Verstorbenen pro eine Million Einwohner. Das Land liegt damit in der weltweiten Statistik mit deutlichem Abstand an der Spitze. Auf dem zweiten Platz folgt laut der Berechnung der AFP Ungarn mit 3.077 CoV-Toten pro eine Million Einwohner. In Peru wurden bisher mehr als 1,9 Millionen Coronavirus-Infektionsfälle registriert. In den vergangenen Monaten kam es im Land zu akuten Problemen bei der Sauerstoffversorgung von Patienten.

Gebeutelter Kontinent – politische Auswirkungen

15 Monate nachdem das Virus zum ersten Mal auf dem Kontinent aufgetreten ist, erlebt ein Großteil Südamerikas die bisher schlimmste Phase der Pandemie – trotz großer Fortschritte beim Impfen in vielen Ländern. Neben Perus ist die Lage auch in Uruguay, Argentinien, Paraguay, Kolumbien und Brasilien dramatisch.

Das schlägt teils auch politisch durch. So hat etwa in den letzten Monaten in Brasilien der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro gehörig an Zustimmung eingebüßt. Inmitten der verheerenden CoV-Pandemie kommt seine Regierung nach der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha von Ende Mai nur noch auf eine Zustimmung von 24 Prozent. Das ist der schlechteste Wert seit Beginn von Bolsonaros Amtszeit am 1. Jänner 2019. Bolsonaro hat das Virus immer wieder verharmlost, sich gegen weitreichende Beschränkungen gewehrt und bei der Beschaffung von Impfstoff geschlampt. Nun ist Brasilien eines der am stärksten betroffenen Länder der Welt.