Der neue OMV-Vorstandsvorsitzende Alfred Stern
APA/Hans Klaus Techt
Nachfolger von Rainer Seele

Alfred Stern wird neuer OMV-Chef

Im heimischen Öl- und Gaskonzern OMV ist eine Richtungsentscheidung gefallen. Der Aufsichtsrat hat Alfred Stern (56) zum Nachfolger des scheidenden OMV-Chefs Rainer Seele gekürt. Stern leitete vor Kurzem noch die Chemietochter Borealis und sitzt erst seit April im Vorstand der OMV.

Stern steht für die Weiterführung des bereits von Seele eingeleiteten Strategiewechsels des Konzerns, weg von Öl und Gas und hin zu mehr Chemie. Der Wechsel am Chefsessel soll am 1. September erfolgen und nicht erst im Juni 2022, wenn Seeles Vertrag ausgelaufen wäre. Sterns Vertrag läuft drei Jahre mit einer Verlängerungsoption für weitere zwei Jahre.

Auch OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett stellte in einer Aussendung am Abend klar: „Die OMV steht am Beginn einer großen Transformation in Richtung Chemie und Kreislaufwirtschaft.“ Stern sei „mit seiner Fachkompetenz und internationalen Managementerfahrung sowie Erfahrung als CEO in der chemischen Industrie die ideale Besetzung“. Die Entscheidung des Gremiums fiel einstimmig.

Stern will „Dekarbonisierung“ weitertreiben

Stern wiederum versprach, „wir werden die Dekarbonisierung unseres Geschäfts weiter vorantreiben und diese Veränderungen über das gesamte Produktportfolio hinweg einschließlich der Kreislaufwirtschaft aktiv nutzen, um weiterhin profitabel und nachhaltig erfolgreich zu wachsen.“ Die Energiewende werde wohl alle Märkte und Sparten verändern, wenn auch jeweils unterschiedlich.

OMV-Chemietochter Borealis in Schwechat
ORF.at/Christian Öser
Stern führte Borealis – er soll das Chemiegeschäft der OMV weiter ausbauen

Stern ist in der Steiermark geboren. Nach dem Studium der Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben ging er zum Chemiekonzern DuPont. 2008 wechselte er zu Borealis, wo er 2018 Vorstandschef wurde, von dort kam er heuer im Frühjahr zur OMV. Ihm wird ein „besonnener, sachlicher Führungsstil“ attestiert.

Transformation Richtung Chemiekonzern

Die Transformation in Richtung Chemiekonzern hatte aber bereits Seele eingeleitet, nicht zuletzt mit der Aufstockung der Anteile an der Borealis von 36 auf 75 Prozent. Darauf wies auch Garrett hin, der Seele dafür dankte, dass er „das Portfolio der OMV entscheidend umgebaut, die Ertragskraft deutlich gesteigert und damit die besten Voraussetzungen für jene Transformation geschaffen“ habe, in der sich die OMV nun befinde.

ORF-Reporterin Stiller zur OMV-Entscheidung

ORF-Reporterin Kristina Stiller berichtet über die Entscheidung der OMV, Alfred Stern zum neuen Chef zu machen.

Auch personell ist das Borealis-Management nun in der OMV stark vertreten. Neben Stern wird im sechsköpfigen OMV-Vorstand Ex-Borealis-Vorstand Martijn van Koten (51) spätestens ab 1. Juli den Raffineriebereich der OMV leiten. Und Aufsichtsratschef Garrett ist ebenfalls ein ehemaliger Borealis-Chef.

Die OMV hatte zuletzt mit rund 25.000 Mitarbeitern 17 Milliarden Euro Umsatz und ist damit eines der größten börsennotierten Unternehmen Österreichs. Der Staat hält über die Beteiligungsholding ÖBAG 31,5 Prozent an der OMV, die Mubadala Investment Company aus Abu Dhabi weitere 24,9 Prozent. Die beiden Großaktionäre haben ihre Anteile syndiziert.

ÖBAG-Chef Schmid: Stern „bestmöglich positioniert“

Für den größten Aktionär ÖBAG, die die Anteile der Republik Österreich an der OMV verwaltet, sagte Vorstand Thomas Schmid, dass Stern durch seine langjährige Tätigkeit in der Borealis „nicht nur bestmöglich positioniert ist, die Borealis erfolgreich in die OMV zu integrieren, sondern die Stärken beider Unternehmen so zu optimieren, dass die OMV-Borealis-Gruppe ihren Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft konsequent weitergehen kann“. Er freue sich, dass sich der Aufsichtsrat einstimmig für Stern entschieden habe.