Der sinkende Frachter MV X-Press Pearl
APA/AFP/Ishara S. Kodikara
Sri Lanka

Bergung von Chemiefrachter missglückt

In Sri Lanka wächst nach einem Schiffsunglück die Angst vor einer Umweltkatastrophe. Vor der Insel befindet sich seit Mittwoch ein mit Mikroplastik und Chemikalien beladenes Frachtschiff im Sinken. Versuche, den Frachter zu bergen und weiter in die offene See zu schleppen, sind missglückt.

Ein Bergungsunternehmen hatte versucht, das Containerschiff „X-Press Pearl“ weiter vom Strandgebiet und dem Haupthafen Colombo zu entfernen. Doch raues Wetter dürfte den Einsatz erschwert haben, wie die BBC berichtete. Es sei nicht gelungen, das Schiff weiter in die offene See zu bewegen, teilte das zuständige Transportunternehmen mit.

Die „X-Press Pearl“ befinde sich nun im Begriff unterzugehen. „Der Bug treibt noch im Wasser, aber das Heck ist überflutet und ruht auf dem Meeresgrund“, sagte Marinesprecher Indika de Silva der Nachrichtenagentur AFP. Der Bug des 31.600 Tonnen schweren Containerschiffs reiche 22 Meter tief auf den Meeresboden. Das Schiff liegt elf Kilometer vor Pamunugama nicht weit von Sri Lankas Hauptstadt Colombo entfernt.

Strand mit Plastik verschmutzt

Angesichts der Chemikalien an Bord droht eine Umweltkatastrophe. Am Strand des Urlaubsortes Negombo rund 40 Kilometer von Colombo entfernt war am Mittwoch ein Ölteppich zu sehen, die Fischerei in der Gegend wurde ausgesetzt. In den vergangenen Tagen waren an den Stränden bereits Hunderte tote Fische, einige tote Schildkröten, Trümmer und viel Mikroplastikgranulat gefunden worden. Die Chefin der Meeresschutzbehörde, Dharshani Lahandapura, sagte, dass sie in den vergangenen Jahren keinen vergleichbaren Schaden gesehen habe.

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Verschmutzung nach Unglück des Frachtera MV X-Press Pearl
AP/Eranga Jayawardena
Eine Krabbe bewegt sich über Mikroplastik, das den Strand vor Colombos Hafen Kapungoda bedeckt
Der sinkende Frachter MV X-Press Pearl
Reuters/Sri Lanka Air Force
Zu einem großen Teil ist das Schiff mittlerweile ausgebrannt
Der sinkende Frachter MV X-Press Pearl
APA/AFP/Ishara S. Kodikara
Ein Schleppboot zog das ausgebrannte Schiff weiter vom Hafen weg, damit soll der Umweltschaden zumindest für das Festland verringert werden
Ein Mann geht am Strand durch Plastikteile, die vom havarierten Frachter MV X-Press Pearl angeschwemmt wurden
APA/AFP/Ishara S. Kodikara
Der Strand ist völlig übersät von den Mikroplastikkugeln
Aufräumarbeiten nach Unglück des Frachtera MV X-Press Pearl
APA/AFP/Lakruwan Wanniarachchi
Marinesoldaten versuchen, die völlig verschmutzten Strände zu säubern

Ein Sinken des Schiffes sei nun das „schlimmste Szenario für die Umwelt“, so Umweltaktivistin Ajantha Perera zur BBC. Die schädlichen Güter auf dem Schiff würden das Leben auf dem Meeresgrund „mehr oder weniger zerstören“, so Perera. „Das Umweltproblem bleibt nun in unseren Gewässern.“

Drei Wochen gebrannt

Die unter der Flagge von Singapur registrierte „X-Press Pearl“ hatte gut eineinhalb Wochen gebrannt, bis das Feuer am Dienstag nach Angaben der Marine ganz gelöscht werden konnte. Das Schiff war beladen mit 1.486 Containern mit 25 Tonnen teils gefährlichen Chemikalien, darunter Salpetersäure und Mikroplastikgranulate zur Plastikherstellung sowie Kosmetika.

Die Fracht sollte von Indien nach Singapur gebracht werden. Dann sei während eines Sturms eine Chemikalie aus einem Container ausgetreten, was eine chemische Reaktion ausgelöst und zum Feuer geführt habe, sagte ein Marinesprecher. Viele zumindest teils beschädigte Container seien noch auf dem sinkenden Schiff.

Soldaten und Seeleute versuchen, die Strände von den Plastikstückchen zu befreien. An Teilen der Küste ist das Fischen bis auf Weiteres verboten, wovon mehr als 6.000 Fischerinnen und Fischer betroffen seien, hieß es vom Fischereiverband. Die Polizei soll sicherstellen, dass der Kapitän und zwei Offiziere wegen der weiteren Ermittlungen Sri Lanka nicht verlassen.

Sri Lankas Polizei ermittelt mittlerweile gegen die Reederei und die Schiffsbesatzung und fordert eine Entschädigung von der Versicherung des Frachters. Am Montag wurde mit der Befragung der 25 Crewmitglieder begonnen. Die Ermittler vermuten, dass der Kapitän schon Tage vor Feuerausbruch von dem Leck in einem Salpetersäurefass wusste.