Chinesischer Zivilisst steht vor einer Reihe von Panzern am Tiananmen-Platz 1989
Reuters/Arthur Tsang
„Menschlicher Fehler“

Microsoft blockierte Tiananmen-Foto

Das als „Tank Man“ bekannte Foto steht stellvertretend für die chinesischen Tiananmen-Proteste von 1989. Genau am 32. Jahrestag der blutig niedergeschlagenen Demonstration war das Bild auf dem Microsoft-Suchdienst Bing aber nicht mehr zu finden. Laut Microsoft handelte es sich um ein Versehen. China kritisierte unterdessen Gedenkaktionen westlicher Konsulate in Hongkong.

Das Verschwinden des Bildes sei auf einen „unbeabsichtigten menschlichen Fehler“ zurückzuführen, sagte ein Microsoft-Sprecher am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, nachdem zuerst US-Medien über den Vorgang berichtet hatten. Auch kleinere Suchmaschinen wie DuckDuckGo, die auf die Ergebnisse von Bing zurückgreifen, berichteten über ähnliche Probleme. Man erwarte sich eine schnelle Lösung, hieß es.

Über die Suche des Bing-Konkurrenten Google war das „Tank Man“-Foto hingegen durchgehend auffindbar. In China, wo das Internet strikt von den Behörden kontrolliert wird, ist der Zugriff auf Google blockiert. Zu den zensierten Inhalten in China zählt auch das „Tank Man“-Bild, das etwa im wichtigsten chinesischen Suchdienst Baidu nicht existiert.

Srceenshot http://www.bing.com/
Srceenshot http://www.bing.com/
Am Samstag schien das Bild in der Bing-Suche in Österreich wieder auf

Foto als Sinnbild für brutales Vorgehen

Das Foto des bis heute unbekannten Mannes im weißen Hemd, der sich auf dem Tiananmen-Platz einer Kolonne von Panzern entgegenstellt, ging nach der Niederschlagung der Demokratieproteste im Juni 1989 um die Welt. Festgehalten worden war die Szene von mehreren Fotografen, darunter Charlie Cole.

Die chinesische Armee war in der Nacht zum 4. Juni 1989 mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die auf dem Tiananmen-Platz für mehr Demokratie demonstrierten. Hunderte, nach einigen Schätzungen sogar mehr als tausend Menschen wurden getötet. Die Vorfälle von 1989 sind in China bis heute ein Tabuthema, alle Gedenkveranstaltungen auf dem chinesischen Festland sind verboten.

Peking zürnt über Gedenkaktion westlicher Konsulate

In Hongkong, das 1997 von den Briten an China zurückgegeben wurde und seither chinesische Sonderverwaltungszone ist, finden hingegen traditionell Mahnwachen statt, an denen sich oft Zehntausende Menschen beteiligten. Heuer wurden die Mahnwachen – offiziell wegen der CoV-Pandemie – allerdings das zweite Jahr in Folge verboten. Zum Zeichen des Gedenkens zündeten aber viele Hongkonger Kerzen in ihren Fenstern oder auf Balkonen an.

Polizeiabsperrung bei Gedenkfeiern an Tiananmen-Proteste von 1989
Reuters/Lam Yik
In Hongkong setzte die Polizei das Verbot der Mahnwachen durch

Dem folgten auch westliche Konsulate. Vertretungen Washingtons und der EU in Hongkong stellten ebenfalls Kerzen in ihren Fenstern auf und veröffentlichten Fotos davon im Internet – was scharfe Kritik Chinas nach sich zog. Die Aktion sei eine „ungehobelte politische Show“ gewesen, sagte ein Sprecher des Hongkong-Büros des chinesischen Außenministeriums am Samstag.

Kerzen in den Fenstern des US-Konsulats
APA/AFP/Peter Parks
Unter anderem im US-Konsulat in Hongkong wurden am Abend Kerzen in die Fenster gestellt

China warf den Konsulaten deshalb eine Einmischung in die internen Angelegenheiten Hongkongs und Chinas vor und warnte Washington und Brüssel vor einem „Spiel mit dem Feuer“. „Jeder Versuch, Hongkong zu instrumentalisieren, um Aktivitäten der Unterwanderung oder Sabotage gegen das Festland zu unternehmen, überschreitet eine rote Linie“ und sei „nicht tolerierbar“, warnte das Hongkong-Büro des chinesischen Außenministeriums.

Im vergangenen Jahr hatten sich anlässlich des Jahrestages der Niederschlagung der studentischen Pro-Demokratie-Proteste Zehntausende Menschen in Hongkong dem Versammlungsverbot widersetzt. Mehrere Aktivisten wurden wegen ihrer Teilnahme verurteilt, darunter auch Joshua Wong, einer der bekanntesten Vertreter der Demokratiebewegung.