Kritik an Festnahme von Journalistin in Ostjerusalem

Nach der Festnahme einer Korrespondentin des katarischen TV-Senders al-Jazeera in Ostjerusalem hat die Organisation Reporter ohne Grenzen die israelische Polizei scharf kritisiert. „Das ist ein klarer Verstoß gegen die Pressefreiheit, weil diese Journalistin aufgrund ihrer Presse-Weste eindeutig als solche erkennbar war“, sagte die Sprecherin der Organisation, Sabrina Bennoui, dem Fernsehsender.

„Die israelischen Behörden wollen offensichtlich Journalisten davon abhalten, ihren Job zu machen und vom Ort des Geschehens zu berichten“, sagte die Sprecherin. Das International Press Institute verurteilte die Festnahme gestern als „absolut inakzeptabel“, Al-Jazeera selbst sprach von einem „frappierenden Verstoß gegen alle internationalen Konventionen“.

Journalistin fühlt sich „wie Verbrecherin behandelt“

Die Korrespondentin war bei einer Demonstration im arabisch geprägten und von Israel annektierten Viertel Scheich Dscharrah in Jerusalem festgenommen und nach eigenen Angaben von der Polizei misshandelt worden. Ihr Arbeitgeber warf den Sicherheitskräften vor, sie hätten das Fernsehteam angegriffen und dessen Ausrüstung zerstört. Die Journalistin berichtete später, sie sei von der Polizei „wie eine Verbrecherin“ behandelt und getreten worden. Auf der Wache habe man ihr vorgeworfen, eine Polizistin getreten zu haben, was aber niemals geschehen sei.

Ein Sprecher der israelischen Polizei teilte mit, die Frau habe die Einsatzkräfte während der Auflösung einer Demonstration gemeinsam mit einem Mann physisch angegriffen. Sie habe sich auch geweigert, sich zu identifizieren.

Auf Videoaufnahmen von dem Vorfall ist allerdings zu sehen, dass die Journalistin – die laut al-Jazeera eine Presseakkreditierung der israelischen Regierung besitzt – eine Weste mit der Aufschrift „Presse“ trug. Erst mehrere Stunden nach der Festnahme wurde sie laut eigenen Angaben wieder auf freien Fuß gesetzt – unter der Auflage, das Stadtviertel 15 Tage lang nicht mehr zu betreten.