Peru: Fujimori knapp vorne

Die rechtspopulistische Kandidatin Keiko Fujimori liegt laut einer ersten Prognose nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru knapp vor dem linksgerichteten Bewerber Pedro Castillo. Sie komme auf 52,9 Prozent der Stimmen, teilte die Wahlkommission gestern Abend (Ortszeit) unter Verweis auf Teilergebnisse mit.

Castillo, der aus der ersten Wahlrunde im April als Überraschungssieger hervorgegangen war, kam laut den Angaben auf 47,09 Prozent der Stimmen. Einer Exit-Poll des Umfrageinstituts Ipsos zufolge kam Fujimori auf 50,3 Prozent der Stimmen, während Castillo 49,7 Prozent erreicht. Die Prognose wurde veröffentlicht, nachdem die Wahllokale um 19.00 Uhr Ortszeit (2.00 Uhr MESZ) schlossen.

Bereits dritter Anlauf von Fujimori

In den letzten Umfragen lagen beide Kandidaten nah beieinander. Die 46-jährige Fujimori, Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori, bewirbt sich bereits zum dritten Mal um das höchste Staatsamt. 2011 und 2016 landete sie in der Stichwahl jeweils knapp hinter ihren Konkurrenten.

Fujimori steht in der weitverzweigten Affäre um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht unter Korruptionsverdacht und verbrachte insgesamt 16 Monate in Untersuchungshaft.

Castillo gewann erste Runde

Der 51-jährige Gewerkschafter und Lehrer Castillo war als Überraschungssieger aus der ersten Wahlrunde im April hervorgegangen. Er hatte 2017 landesweit Bekanntheit erlangt, als er einen Lehrerstreik anführte.

Castillo genießt vor allem in ländlichen Regionen starken Rückhalt. Er will im Fall eines Wahlsiegs einen sozialistischen Staat aufbauen, die Medien stärker kontrollieren und das Verfassungsgericht abschaffen.

Fujimori für Begnadigung ihres Vaters

Fujimori steht für eine neoliberale Wirtschaftspolitik und eine Sicherheitsstrategie der harten Hand. Ihr Vater verbüßt wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen eine 25-jährige Haftstrafe.

In seiner Amtszeit (1990–2000) ließ er die Sicherheitskräfte rigoros gegen linke und angeblich subversive Kräfte vorgehen, das Parlament wurde entmachtet. Zudem wurden Zehntausende indigene Frauen zwangssterilisiert. Im Fall eines Wahlsiegs will Fujimori ihren Vater begnadigen.