Vor 20 Jahren starb Robert Hochner

„Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv“ – das in der Medienbranche wohl meistgenannte Zitat zeichnet sich durch die Eigenschaften aus, die auch sein Schöpfer hatte: Sachlichkeit und Humor. Der Satz stammt freilich von ORF-Journalist Robert Hochner, dessen Todestag sich heute zum 20. Mal jährt. Vielen Zuseherinnen und Zusehern galt er als „Anchorman der Nation“, als Garant für Unabhängigkeit und Integrität. Durch Wortgewandtheit und unangepassten Interviewstil machte er sich einen großen Namen, der noch heute Bedeutung hat.

Erinnerung an Robert Hochner

Der ORF-Journalist Robert Hochner starb vor 20 Jahren an Krebs. Zuvor hat er den Journalismus in Österreich geprägt, und noch heute beschäftigen seine Diagnosen zum Zustand des öffentlichen Lebens die Forschung.

Hochner wurde 1945 in Budapest geboren. Nach einem Studium am Max-Reinhardt-Seminar – „aus einer Laune heraus“, wie er selbst sagte, arbeitete er zunächst als Regieassistent am Theater in der Josefstadt. Seine Karriere beim ORF begann er 1974 als freier Mitarbeiter, hier blieb er, abgesehen von einer zweijährigen Auszeit bei der „Arbeiter-Zeitung“, bis kurz vor seinem Tod.

Heute wäre er ein „Early Adopter“

Hochner prägte den Nachrichtenjournalismus in Österreich jahrzehntelang nachhaltig. Als er beim Fernsehen begann, „hat es das ‚Moderieren‘ ja überhaupt noch nicht gegeben“, sagte er in seinem letzten Interview mit dem „Falter“. Er habe Journalist werden wollen, „recherchieren, interviewen, Reportagen machen“ wollen. Die notwendige Neugier brachte er immer mit. Im heutigen Medienumfeld wäre er ein „Early Adopter“ gewesen, ein Vorreiter, sagt ORFIII-Chefredakteurin Ingrid Thurnher, die sich jahrelang mit Hochner ein Büro teilte. Er sei „ein neugieriger, aufgeschlossener, innovativer Mensch“ gewesen. Mit neuen Medien adäquat umzugehen, dafür hätte er einen eigenen Weg gefunden, so Thurnher.

Für sie selbst sei es damals „fast ein wenig beängstigend gewesen, zur wichtigsten Redaktion des Landes dazustoßen zu dürfen“. Er habe sie „von Anfang an bildlich gesprochen ‚bei der Hand genommen’ – ist mir immer auf Augenhöhe begegnet, und ich habe sehr viel von ihm gelernt“. Es seien „unglaublich wertvolle Jahre“ gewesen, „bis heute steht ein gemeinsames Foto in Erinnerung an diese Zeit an meinem Arbeitsplatz.“ Hochner sei der erste „Anchor“ nach amerikanischem Vorbild gewesen, „jede und jeder wollte so sein wie er“. Hochner selbst beschrieb seinen Antrieb so: „Journalismus ist ein Charakterdefekt, mit dem man Geld verdienen kann.“ Das Ideal dieses „Defekts“ prägte er selbst mit, als Reporter, Moderator und Interviewer.

ORF-Journalist Robert Hochner während einer Moderation der „Zeit im Bild 2“ im Jahr 2001
ORF/Thomas Ramstorfer

Ausgezeichnet und auszeichnend

Mehrmals wurde er von verschiedenen Medien zum beliebtesten Fernsehmoderator des Landes gekürt, er erhielt dreimal die Goldene Romy. Eine Bürde war die Aufmerksamkeit nicht, Hochner wusste, was er an seinem Publikum hatte: „Man lebt einen Teil des Lebens mit den Menschen gemeinsam. Lebt und erlebt, und das prägt“, sagte er. Auch 20 Jahre nach Hochners Tod steht sein Name für Qualität. Der Robert-Hochner-Preis, der seit 2005 jährlich ausgeschrieben wird, gilt als einer der begehrtesten im Fach.

ORF trauert um Robert Hochner

Am 12. Juni 2001 starb der Journalist Robert Hochner. Ein Rückblick auf seinen Lebensweg.

Am 12. Juni 2001 starb Hochner, der mit seiner Kollegin Clarissa Stadler verheiratet war, an Darmkrebs. In einem Brief dankte Stadler damals seinen Weggefährten mit den Worten: „Er hat gespürt, dass ihr ihn nicht vergessen habt. Ich wünsche mir für ihn, dass ihr auch in Zukunft an ihn denkt.“

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