Offenbar Verzicht auf neue Bestellungen von J&J-Impfdosen

Die EU verzichtet Insidern zufolge vorerst auf weitere Impfstoffbestellungen bei Johnson & Johnson (J&J).

Die EU wolle eine Option zum Kauf weiterer 100 Mio. Dosen des Covid-19-Vakzins nicht wahrnehmen und erwäge weitere 100 Mio. optionale Dosen an ärmere Länder zu spenden, falls diese bestellt würden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von drei EU-Beamten. Ende März ließ die EU laut den Angaben bereits eine erste Frist zum Kauf zusätzlicher Dosen verstreichen.

Die EU hat einen Vertrag über insgesamt 400 Mio. Dosen mit J&J, von denen bisher 200 Mio. abgerufen wurden. Die übrigen 200 Mio. Dosen konnten über zwei separate Tranchen gezogen werden.

Die zweite Frist für die restlichen 100 Mio. Dosen läuft den Insidern zufolge Ende Juni ab, es sei aber noch keine Entscheidung gefallen, ob die EU diese ausübe. Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich dazu nicht äußern.

Genügend Dosen für Impfung aller Erwachsenen im Sommer

Internen Schätzungen zufolge hat sich die EU inzwischen genügend Impfstoff gesichert, um die Erwachsenen in der Staatengemeinschaft in diesem Sommer zu impfen. Zudem hat sie einen großen Vertrag mit Pfizer und Biontech für das kommende Jahr geschlossen.

Bei dem Vorgehen der EU könnten zudem die Lieferprobleme von J&J eine Rolle spielen. Im Rahmen der Erstbestellung habe sich das Unternehmen dazu verpflichtet, bis Ende Juni 55 Mio. Dosen an die EU zu liefern, bisher seien aber nur etwa zwölf Millionen Dosen ausgeliefert worden, sagte ein Vertreter der EU-Kommission.

Zwei in den USA hergestellte Chargen mit Millionen Impfdosen wurden wochenlang zurückgehalten, während die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) ihre Sicherheit nach Fällen von Kontaminationen in einer Fabrik des J&J-Auftragsherstellers Emergent in den USA überprüfte.

J&J stoppte zudem selbst vorübergehend die Auslieferungen an die EU, nachdem diese gerade erst begonnen hatten, da Fälle seltener Thrombosen bei dem Impfstoff bekanntwurden. J&J wollte sich zu den Lieferproblemen nicht äußern und bekräftigte, an die EU 200 Mio. Impfdosen liefern zu wollen.