Menschen sitzen an einem Hochstrahlbrunnen
ORF.at/Christian Öser
Nationalbank

Rosige Aussichten für Wachstum

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) rechnet aufgrund der Rücknahme der CoV-Maßnahmen und des Impffortschritts heuer und im kommenden Jahr mit einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Nach einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,7 Prozent im Jahr 2020 prognostiziert die Nationalbank für 2021 und 2022 ein Wachstum von 3,9 bzw. 4,2 Prozent.

Im Vergleich zur letzten Konjunkturschätzung hat die OeNB ihre Prognose leicht angehoben. Im Dezember 2020 hatte die Nationalbank ein BIP-Plus in Österreich von 3,6 Prozent für 2021 und vier Prozent für 2022 prognostiziert. „Die Jahre 2021 und 2022 sind von einem deutlichen Aufholprozess geprägt“, so OeNB-Gouverneur Robert Holzmann am Freitag über die aktuelle Wirtschaftsprognose.

2023 werde der Aufholprozess abgeschlossen sein und sich das Wirtschaftswachstum mit einem Wert von 1,9 Prozent in Richtung des langfristigen Durchschnitts bewegen. Der Konjunkturaufschwung führt auch zu einer Erholung auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Die nationale Arbeitslosenquote nach AMS-Berechnung lag im Krisenjahr 2020 bei zehn Prozent und soll heuer laut Nationalbank-Prognose auf neun Prozent sinken. 2022 und 2023 wird eine Arbeitslosenquote von acht bzw. 7,7 Prozent erwartet.

Grafik zur Wirtschaftsprognose bis 2023 in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Nationalbank

„Inflation derzeit unser Sorgenkind“

Die Inflationsrate dürfte heuer laut OeNB-Schätzung getrieben von höheren Rohstoffpreisen auf zwei Prozent steigen. Laut Berechnungen der Statistik Austria dürfte die Inflation im Mai auf 2,8 Prozent geklettert sein. „Wir beobachten das sehr genau“, sagte Holzmann weiter. Wenn die Inflationsrate über drei Prozent steigen würde, dann würde es wohl zu „einem Überdenken der Strategie“ der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen. Man werde die Verbraucherpreisentwicklung in den nächsten Wochen und Monate „sehr genau“ analysieren, so der OeNB-Gouverneur.

„Die Inflation ist derzeit unser Sorgenkind“, so OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald über die Preisentwicklung. Den aktuellen Anstieg könne man mit Pandemiesondereffekten erklären, unter anderem der Rohstoffknappheit und der Ölverteuerung. Die Ökonomin verwies auch auf die verhaltene Preisentwicklung der vergangenen Jahre. „Die Inflationsrate war jahrelang zu niedrig und wurde 2020 durch die Pandemie stark gedrückt.“ Für 2022 und 2023 wird mit einem leichten Rückgang auf jeweils 1,8 Prozent gerechnet.

Export sollte rasch steigen

Die CoV-Krise trifft den Staatshaushalt weiterhin hart. Das Budgetdefizit wird heuer laut Nationalbank-Prognose 6,9 Prozent des BIP betragen. 2022 wird ein Budgetsaldo von minus 2,8 Prozent und 2023 von minus 2,0 Prozent erwartet. Das Auslaufen von Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss und Umsatzersatz sowie die konjunkturelle Erholung würden zu einer starken Verbesserung des Budgetsaldos führen, so die Notenbank.

Gute Nachrichten gibt es aus der Exportindustrie: Für heuer erwartet die OeNB ein Export-Plus von 7,1 Prozent und für 2022 einen Anstieg um 6,4 Prozent. Die Vorlaufindikatoren für die Exportwirtschaft würden auf eine schnelle Erholung hindeuten, schreibt die OeNB. Hohe Rohstoffpreise und Lieferengpässe könnten aber kurzfristige Abwärtsrisiken bergen.

Sommertourismus kann Winterausfall nicht ausgleichen

Noch nicht so rosig sieht es für den heimischen Tourismus aus. Die Branche erholt sich zwar, bleibt aber heuer weit unter dem Niveau vor der Krise. Das weitgehende Ausfallen des Wintertourismus könne vom Sommertourismus nur teilweise kompensiert werden, über das ganze Jahr dürfte die Nachfrage 2021 um über 40 Prozent niedriger ausfallen als 2019, das letzte Jahr vor der CoV-Pandemie, schätzt das WIFO.

Im Vergleich zum schon von der Pandemie betroffenen Vorjahr wird es 2021 österreichweit im Sommer um 22,5 Prozent mehr Übernachtungen geben, schätzt das WIFO. Damit bleiben die Nächtigungen aber immer noch um rund 16,5 Prozent unter denen des Sommers 2019. Vor allem die Monate Mai bis Juli dürften nach Einschätzung des WIFO deutlich unter früheren Werten bleiben, während sich die Nächtigungen von August bis Oktober „dem Niveau des Jahres 2019 langsam nähern“.

Internationale Gäste fehlen

Ein Problem für den heimischen Tourismus ist weiter das teilweise Ausbleiben der internationalen Gäste, deren Nachfrage im Sommerhalbjahr immer noch um ein Viertel unter dem Vorkrisenniveau bleiben dürfte, erwartet das WIFO in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse. Das wären in Summe etwa 42 Mio. Nächtigungen.

Die Nächtigungen der Österreicherinnen und Österreicher dürften hingegen im Vergleich zum Rekordwert von 2019 noch einmal um 2,5 Prozent zulegen, und zwar auf rund 23,9 Mio. Nächtigungen. Inländer kämen damit auf 36,2 Prozent der Nächtigungen, was zwar etwas weniger wäre als im CoV-Sommer 2020, aber deutlich über einer Normalsaison (2019: 29,5 Prozent).

Auch die regionalen Unterschiede bleiben spürbar. Wien kann für die Sommersaison nur mit etwas mehr als der Hälfte der früher üblichen Übernachtungen rechnen, während das Burgenland, Kärnten und die Steiermark nur noch geringe Verluste im Vergleich zu Vor-CoV-Zeiten einfahren dürften. In den übrigen Bundesländern erwartet das WIFO Einbußen zur Normalsaison von rund 11,5 bis 18 Prozent.