Hongkonger Demokratieaktivistin aus Gefängnis entlassen

Zum zweiten Jahrestag der großen Demokratieproteste in Hongkong ist die bekannte Aktivistin Agnes Chow aus dem Gefängnis entlassen worden.

Chow verließ heute umringt von Medienvertreterinnen und Medienvertretern das Gefängnis, in dem sie sieben Monate lang ohne Anklage saß. Sie war zusammen mit ihrem langjährigen Mitstreiter Joshua Wong für die Beteiligung an den Antiregierungsprotesten im Jahr 2019 belangt worden.

Am 12. Juni 2019 hatten geschätzt eine Million Menschen gegen den Vorschlag der Regierung demonstriert, Auslieferungen an Festlandchina zu erlauben. Die Polizei schoss mit Tränengas und Gummigeschoßen auf die Menge.

Aktivistin Agnes Chow nach ihrer Freilassung
AP/Vincent Yu

Polizei in Alarmbereitschaft

Hinter der Freilassung wird der Versuch der Behörden vermutet, den erwarteten Protesten zum Jahrestag Wind aus den Segeln zu nehmen. Zwar sind öffentliche Proteste in der früheren britischen Kronkolonie weitgehend verboten, außerdem sind die meisten Anführerinnen und Anführer der Demokratiebewegung in Haft oder im Exil. Trotzdem wurde am Wochenende ein Großaufgebot der Polizei in Alarmbereitschaft gesetzt.

Chow wurde auch unter dem Verdacht verhaftet, mit ausländischen Kräften zusammengearbeitet zu haben. Eine Anklage dafür wurde jedoch noch nicht erhoben. Die Vorwürfe basieren auf dem neuen „nationalen Sicherheitsgesetz“, das China trotz scharfer internationaler Proteste verabschiedet hatte. Der Regierung in Peking zufolge sollen damit Abspaltung, Subversion, Terrorismus und Einmischung aus dem Ausland bekämpft werden. Als Höchststrafe droht lebenslange Haft.