Nordirland-Streit: London wirft EU mangelnden Respekt vor

Im Streit über Brexit-Regeln für Nordirland hat der britische Außenminister Dominic Raab der EU fehlenden Respekt vorgeworfen. Manche EU-Politiker und -Politikerinnen versuchten, den Status Nordirlands als Teil des Vereinigten Königreichs zu untergraben, sagte Raab heute dem Sender Sky News.

„Wir haben reihenweise erlebt, wie führende EU-Vertreter über Nordirland sprachen, als sei es ein anderes Land“, sagte Raab. Das sei beleidigend und führe zu großen Sorgen sowie großer Betroffenheit.

Wurst sorgt für Ärger

Eine Debatte über Wurstwaren sorgte zudem für Verstimmungen zwischen Paris und London. Die britische Seite reagierte heute empört auf Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einem Gespräch mit Premierminister Boris Johnson am Rande des G-7-Gipfels. Bei dem Treffen gestern ging es um die Warenkontrollen in Nordirland nach dem Brexit.

Johnson fragte Macron, wie er es fände, wenn Wurst aus Toulouse nicht mehr in Paris verkauft werden dürfe, wie aus dem Elysee-Palast verlautete. Der französische Präsident habe „erstaunt“ reagiert. Er habe ihm gesagt, dass Toulouse und Paris „Teile des gleichen Staatsgebiets“ seien. Für Nordirland gelte das nicht, da die Provinz durch die Irische See von Großbritannien getrennt sei. Die geografischen Gegebenheiten seien daher vollkommen unterschiedlich, sagte Macron den Angaben zufolge.

Das habe bei Johnson für Ärger gesorgt, berichtete die „Sunday Times“. „Nordirland und Großbritannien sind Teil des gleichen Landes“, erwiderte er im Gespräch mit Macron.

Der britische Außenminister Raab verlangte heute mehr „Respekt“ von der EU für die territoriale Integrität seines Landes. Die EU-Spitzen hatten London gestern am Rande des G-7-Gipfels in Carbis Bay aufgerufen, sich an das nach dem Brexit vereinbarte Nordirland-Protokoll zu halten. Auch Macron appellierte an den britischen Premier, sein Wort zu halten. Johnson bat die Europäer seinerseits um Kompromissbereitschaft.

Das Nordirland-Protokoll des Brexit-Vertrags soll sicherstellen, dass zwischen der britischen Provinz und dem EU-Mitglied Irland keine Zollkontrollen stattfinden. Denn diese könnten nach Einschätzung beider Seiten zu einem Wiederaufflammen des blutigen Nordirland-Konflikts führen.