Biden und Putin sehen bilaterales Verhältnis an Tiefpunkt

US-Präsident Joe Biden teilt die Einschätzung von Kreml-Chef Wladimir Putin, dass sich das amerikanisch-russische Verhältnis in einer Krise befindet. „Ich denke, er hat recht. Es ist ein Tiefpunkt“, sagte Biden heute nach dem G-7-Gipfel im englischen Cornwall mit Blick auf Äußerungen Putins. Am Mittwoch treffen sich die beiden Präsidenten in Genf.

Biden sagte, Putin verstoße in vielen Fällen gegen internationale Normen, und es gebe „keine Garantie“, dass er sein Verhalten ändern werde. „Autokraten haben enorme Macht, und sie müssen sich nicht in der Öffentlichkeit verantworten.“ Die USA suchten keinen Konflikt mit Russland, betonte Biden. Er werde Putin die Sorgen der USA aber „sehr direkt“ mitteilen.

„Sorge um die Umwelt“ gemeinsames Interesse

Russlands Staatschef hatte in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem US-Sender NBC News gesagt, dass sich das Verhältnis zu den USA in den letzten Jahren weiter verschlechtert habe. In einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen, das heute auszugsweise vorab veröffentlicht wurde, warb Putin für eine Zusammenarbeit bei Themen von gemeinsamem Interesse.

Dazu zählten regionale Konflikte, die „Sorge um die Umwelt“ und eine „strategische Stabilität“. „Das heißt: Es gibt Themen, bei denen wir effektiv arbeiten können.“ Bei dem Gipfel mit Biden gehe es darum, „unsere persönlichen Kontakte und Beziehungen wiederherzustellen, einen direkten Dialog aufzubauen“.

Biden hatte bereits im Wahlkampf deutlich gemacht, dass er gegenüber dem Kreml einen härteren Kurs einschlagen werde als sein Vorgänger. Donald Trump war in seiner vierjährigen Amtszeit immer wieder ein Schmusekurs mit Putin vorgeworfen worden.

Das Treffen in Genf bildet den Schlusspunkt von Bidens erster Auslandsreise als US-Präsident in Europa, wo er nach dem Ende des G-7-Gipfels noch an einem Spitzentreffen der NATO und an einem Spitzentreffen der USA und der EU in Brüssel teilnehmen wird. Nach ihrer Zusammenkunft wollen Biden und Putin getrennt vor die Kameras treten.