Regierungspartei gewinnt Parlamentswahl in Algerien

Bei der ersten Parlamentswahl in Algerien nach dem Sturz von Langzeitherrscher Abdelaziz Bouteflika hat die regierende Nationale Einheitsfront ihre Position als stärkste Kraft verteidigt. Nach dem vorläufigen amtlichen Wahlergebnis von gestern erreichte die Partei von Staatspräsident Präsident Abdelmadjid Tebboune sowie von Ex-Präsident Bouteflika 105 von 407 Sitzen im Parlament. Im Vergleich zur letzten Wahl verlor sie dabei an Stimmen.

Zweitstärkste Kraft wurde mit 78 Sitzen ein Block aus unabhängigen Kandidaten. An dritter Stelle folgte die Partei der algerischen Muslimbrüder mit 64 Sitzen.

Mehr als 24 Millionen Algerier waren im größten Flächenland Afrikas dazu aufgerufen, ihre Stimmen für das Parlament abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag bei nur rund 30 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau der vergangenen Parlamentswahlen.

Aufruf zu Wahlboykott

Präsident Tebboune hatte das noch unter Bouteflika gewählte Parlament im Februar nach Massenprotesten aufgelöst und einen „grundlegenden Wandel“ versprochen. Gegnern der Regierung ging der Schritt aber nicht weit genug. Sie wollen die bisherige politische Elite entmachten.

Seit Monaten gehen dafür immer wieder Tausende auf die Straße. Sie sehen die jetzige Führung als Fortsetzung des alten Systems. Viele Anhänger der Protestbewegung und Politiker der Opposition hatten einen Boykott der Wahl angekündigt.