Lokale Fischer in einem kleinen Fischerboot vor großen Fishtrawlern in Tuvalu
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„David gegen Goliath“

Pazifikstaaten vereint gegen Fischereiflotten

Während in vielen Teilen der Weltmeere Überfischung auf der Tagesordnung steht, ist das in acht Inselstaaten im Pazifik nördlich von Australien kein Thema mehr. Ministaaten wie Kiribati und Tuvalu sowie das größere Papua-Neuguinea nahmen gemeinsam den Kampf gegen internationale Fischfangflotten auf – mit einem millionenschweren Erfolg.

Insgesamt schlossen sich acht Inselstaaten zusammen – dabei sind noch die Marshallinseln, Nauru, die Föderierten Staaten von Mikronesien, Palau und die Salomonen. Der größte Staat dieser Gruppe, Papa-Neuguinea, ist mehr als fünfmal so groß wie Österreich. Die anderen sieben beteiligten Inselstaaten kommen gemeinsam auf eine Fläche von 31.200 Quadratkilometern – weniger als die Hälfte Österreichs.

„Es war von Anfang an eine David-gegen-Goliath-Situation“, sagte Jonathan Pryke, Direktor des Pacific Islands Program des Lowy Institute in Sydney gegenüber dem britischen „Guardian“. Auch in dieser Region profitierten die Länder kaum von Gewinnen aus dem Fischfang durch internationale Flotten. Der Fang wird unmittelbar auf Kühlschiffe umgeladen und weitertransportiert. Besonders begehrt ist in dieser Region der Thunfisch – der Echte Bonito und der Gelbflossen-Thun. Rund die Hälfte des weltweit gefangenen Echten Bonito stammt aus den Gewässern der Nauru-Abkommen-Staaten.

Abkommen regelt Beziehungen

Vor allem in den 1990er Jahren erreichten die Thunfischflotten ihren Höhepunkt. Es habe keine wirkliche Obergrenze beim Fischfang und keinen Wettbewerb gegeben, erinnert sich der Jurist Michael Lodge. Er war zu dieser Zeit Rechtsberater der Forum Fisheries Agency (FFA), der regionalen Behörde, die die Fischerei im Pazifik überwacht. Die Gebühren, die die Länder damals kassierten, seien weit unter fünf Prozent des Wertes der angelandeten Fische gelegen, so Lodge im „Guardian“.

Ausschließliche Wirtschaftszone

Darunter wird nach dem internationalen Seerecht das Meeresgebiet jenseits des Küstenmeeres bezeichnet. Hier kann der jeweilige zugehörige Staat in einem begrenzten Ausmaß Hoheitsbefugnisse wahrnehmen, etwa das Recht auf Fischfang.

Das Umdenken begann bereits vor 50 Jahren. Bis zum Erfolg sollte es aber noch einige Jahrzehnte dauern. 1982 wurde das Nauru-Abkommen (PNA) von den acht Inselstaaten unterzeichnet. Damit sollten die Beziehungen der Staaten zu den ausländischen Fischereiflotten koordiniert werden. Es gilt in den ausschließlichen Wirtschaftszonen dieser Inselstaaten. Das Gebiet umfasst etwa 14,8 Millionen Quadratkilometer. Das Abkommen regelt etwa den Zugang für Schiffe, die Bedingungen für die Fischerei und Mindestpreise.

„Revolutionäres“ System

In den ersten Jahren nach Abschluss des Abkommens gab es noch kaum Auswirkungen. Problematisch war etwa, dass einander die Mitglieder des Nauru-Abkommens beim Verkauf der Fischereirechte an internationale Flotten in ihren Gewässern unterboten.

Nach fünf Jahrzehnten bringt die regionale Kooperation nun eine halbe Milliarde Dollar (rund 412 Mio. Euro) pro Jahr und verhindert Überfischung. Erst Mitte Mai wurde ein großes Headquarter für die Verwaltung des Abkommens in Majuro, der Hauptstadt der Marshallinseln, eröffnet. Hunderte Mitarbeiter der Fischereiaufsicht kontrollieren die Umsetzung des Abkommens und den Fischbestand.

Über viele Jahre wurden unterschiedliche Strategien ausprobiert, bis ein System geschaffen wurde, das Pryke nun als „revolutionär“ bezeichnete und das auch tatsächlich gewinnbringend ist. „Im heutigen Klima wäre es viel schwieriger, dieses Nauru-Abkommen zu schaffen, weil der Regionalismus an einem Tiefpunkt ist“, ist Pryke überzeugt.

Handel mit Fischfangtagen

Bei diesem „Vessel Day“-System wird berechnet, wie viel Thunfischfang nachhaltig ist. Diese Menge wird in Fangtage aufgeteilt und Fischereiunternehmen angeboten. Zunächst sei der Mindestpreis für einen Fischfangtag auf 8.000 Dollar festgelegt worden, sagte der Chef des Nauru-Abkommens, Ludwig Kumorou: „Aber die Nachfrage war so hoch, dass wir 12.000 bis 14.000 Dollar pro Tag bekommen haben.“

Drei Fischerboote bei den Solomon-Inseln
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Ein Fischfangtag wird für mehrere tausend Dollar verkauft

Das Sekretariat des Nauru-Abkommens kann nun Fischfangtage verkaufen, die in allen acht Ländern gültig sind. Die Einnahmen aus diesen Gebühren werden an die Länder weitergegeben. Hat einer der Staaten etwa aufgrund eines „El Nino“-Jahres keinen Fisch, kann er seine Fischfangtage an ein anderes Land verkaufen.

Allein Kiribati, das eine der kleinsten Volkswirtschaften, aber die größte ausschließliche Wirtschaftszone der Gruppe hat, konnte die Fischereieinnahmen in den vergangenen zehn Jahren von 25 Mio. Dollar auf 160 Mio. Dollar erhöhen. Das wirkte sich auch auf die Sozial- und Infrastrukturausgaben in dem Land aus. Auch die größte Volkswirtschaft der pazifischen Inseln, Papa-Neuguinea, vervierfachte die Einnahmen aus den Fischereigebühren auf 80 Mio. Dollar.