Weltflüchtlingstag: Pandemie überlagert Not Geflüchteter

Anlässlich des Weltflüchtlingstages am Sonntag warnen zahlreiche Hilfsorganisationen davor, dass Geflüchtete während der Pandemie vergessen und deren Versorgung vernachlässigt wird.

Die finanzielle Unterstützung für Geflüchtete in Krisengebieten sei in diesem Jahr „völlig unzureichend“ gewesen oder teils sogar komplett ausgeblieben, hieß es etwa von CARE Österreich.

Die Pandemie habe auch die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit gebunden, die Not werde „kollektiv ausgeblendet“, sagte CARE-Österreich-Geschäftsführerin Andrea Barschdorf-Hager in einer Aussendung. CARE fordert eine nachhaltige Finanzierung und einen EU-weiten Plan für die Aufnahme von Flüchtlingen sowie eine rasche Abwicklung von Asylanträgen und einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen.

Kaum Impfungen für Geflüchtete

Die Kinderhilfsorganisation World Vision kritisierte die „katastrophale“ Impfsituation für Geflüchtete. Grund dafür sei der extrem begrenzte Zugang zu Impfstoffen in ärmeren Ländern. Die Aufnahmeländer seien wirtschaftlich schwach und stünden unter dem Druck, auch ihre eigene Bevölkerung schützen zu müssen.

Bei einer von World Vision durchgeführten Umfrage gab einer von 2.000 Geflüchteten an, gegen das Coronavirus geimpft worden zu sein. Von global 1,3 Milliarden produzierten Impfdosen gingen laut World Vision bisher 75 Prozent an reiche Länder und „beschämende“ 0,3 Prozent an arme Länder.

Kinderrechte "endlich ernst nehmen

Die Kinderhilfsorganisation SOS-Kinderdorf forderte alle EU-Staaten auf, Kinderrechte in der europäischen Asylpolitik „endlich ernst zu nehmen“. Die Lage von Geflüchteten an den EU-Außengrenzen sei „katastrophal, besonders für Kinder“, so SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser bei einer Pressekonferenz.

Die Organisation fordert etwa kindgerechte Quartiere und einen „europäischen Solidaritätspool für eine strukturierte Verteilung“. Ähnlich die Menschenrechtsorganisation Südwind, die der EU Untätigkeit vorwarf und statt „populistischer Scheinlösungen von Mitgliedsländern wie Österreich“ klare Lösungen forderte, auch beim Kampf gegen Fluchtursachen.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) zog eine „erschreckende Bilanz“ der jahrelangen „Abschreckungs- und Abschottungspolitik“ der EU. Die Rechte Geflüchteter würden zunehmend missachtet.

Die gesamte EU sei gefordert, neue Migrationsstrategien zu erarbeiten und „nicht auf ein Wunder zu hoffen“, hieß es vom Samariterbund.

Aktionen und Kundgebungen geplant

Zahlreiche Initiativen in ganz Österreich planen Aktionen und Kundgebungen, darunter Protestmärsche vor das Bundeskanzleramt, um „für Menschenrechte und eine solidarische Asylpolitik“ einzutreten. Sie fordern die sofortige Rettung von Menschen aus den Flüchtlingscamps an den EU-Außengrenzen sowie die solidarische Beteiligung Österreichs an einer menschlichen Asylpolitik innerhalb der EU.