Nach Monaten der Gewalt: Äthiopien wählt neues Parlament

Äthiopien wählt heute ein neues Parlament. Der seit 2018 amtierende Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed hofft, im Amt bestätigt zu werden. Ernsthafte Gegenkandidaten gibt es nicht: Die größten Oppositionsparteien wollen den Urnengang boykottieren, nachdem Parteimitglieder belästigt, angegriffen und zum Teil getötet worden sein sollen.

Die Europäische Union hat entschieden, keine Wahlbeobachter nach Äthiopien zu entsenden. Erste Ergebnisse werden nach einer Woche erwartet. Ursprünglich sollte die Wahl im vergangenen Jahr stattfinden, wurde dann aber zweimal verschoben.

Nach offiziellen Angaben haben sich in dem Land mit mehr als 110 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern 37,4 Millionen Menschen zum Wählen registriert. In 64 der insgesamt 547 Wahlbezirke wird aus logistischen und Sicherheitsgründen erst im September gewählt.

Der Urnengang wird überschattet vom Tigray-Konflikt, bei dem der Regierung in Addis Abeba immer wieder vorgeworfen wird, mit Gewalt und Vergewaltigungen gegen die Bevölkerung in Tigray vorzugehen. Abiy hatte dort im November gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) eine Militäroffensive begonnen, die dort bis dahin an der Macht war. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in Tigray Hunderttausende Menschen vom Hungertod bedroht.