Katharina Reich (Chief Medical Officer)
APA/Helmut Fohringer
Wegen Delta-Variante

PCR-Tests sollen ausgeweitet werden

Das Gesundheitsministerium will im Sommer das CoV-Testregime ausbauen. Konkret kündigte Chief Medical Officer Katharina Reich am Montag im Ö1-Morgenjournal an, dass es österreichweit niederschwellig die Möglichkeit geben solle, einen PCR-Test zu machen. Zu einer weiteren Lockerung der Maskenpflicht zeigte sich Reich eher skeptisch.

Derzeit geht europaweit die Sorge vor der Ausbreitung der Delta-Variante und dem damit verbundenen Risiko einer neuerlichen Verschlechterung der Lage um – und das unmittelbar vor der Reisesaison. Erwartet wird, dass sich die Delta-Variante durch Urlaubende verstärkt ausbreiten wird. Reich betonte, man wolle – nach dem Vorbild Wiens – in ganz Österreich „niederschwellig“ die Möglichkeit zu PCR-Tests anbieten. Das ist umso wichtiger, als die Delta-Variante laut Experten eigentlich nur so festgestellt werden kann.

Reich betonte, dass es in den Bundesländern eine teils ganz „andere Situation“ – sprich: dünn besiedelte Flächenbezirke – gebe, die mit Wien nicht vergleichbar sei.

Tests für Rückkehrende

Für alle Reisenden müsse es nach der Rückkehr die Möglichkeit geben, einen PCR-Test zu machen. Laut Reich könnten auch die Einreiseregeln nach der Rückkehr aus Risikogebieten geändert und ein PCR-Test vorgeschrieben werden. Reich kündigte weiters an, dass auch Geimpfte weiter getestet werden sollen. Das werde insbesondere in Risikobereichen wie Spitälern, Pflege- und Altersheimen gelten.

Skeptisch zu weiterer Lockerung der Maskenpflicht

Derzeit sei man auf einem „guten Weg“, zeigte sich Reich überzeugt. Aber es sei immer klar gewesen, dass auftretende Mutationen wie jetzt die Delta-Variante „große Fragezeichen“ aufwerfen und eine Herausforderung sein würden. Sie betonte, bezüglich einer zuerst von ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz in Aussicht gestellten Aufhebung der Maskenpflicht im Handel sei sie „eher zurückhaltend und zögerlich“. Masken seien eine sehr einfache Maßnahme, um alle zu schützen, so Reich. Aber man beobachte nun die weitere Entwicklung, bis zur Entscheidung habe man ja noch ein paar Tage.

Kurz: Wenn möglich, dann reduzieren

Am Sonntag hatte Kurz ein Ende der Maskenpflicht in Handel und öffentlichen Verkehrsmitteln in Aussicht gestellt. Bis 22. Juli werde auf jeden Fall in Handel und öffentlichen Verkehrsmitteln Mund-Nasen-Schutz zu tragen sein. Wenn sich die Situation weiterhin gut entwickle, werde es aber auch hier weitere Erleichterungen geben: „Wenn möglich, dann werden wir auch dort reduzieren.“ Anders als in Asien sei die Maske in europäischen Ländern kein Teil der Kultur.

Erst am Donnerstag hatte die Bundesregierung Erleichterungen bei der Maskenpflicht angekündigt. Wo die „3-G-Regel“ (Zugang nur für Geimpfte, Getestete, Genesene) gilt, fällt am 1. Juli die Maskenpflicht auch drinnen. Ab 22. Juli soll nur noch in „Öffis“ und Geschäften des täglichen Bedarfs Mund-Nasen-Schutz zu tragen sein, FFP2-Masken lediglich in Spitälern und Pflegeheimen.

Kurz weist Kritik zurück

Kritik, dass Österreich mit seinem Öffnungskurs gerade Fehler des vergangenen Sommers wiederhole und im Herbst die Zahlen wieder steigen werden, wies Kurz zurück. Mit Ende des Sommers würden vermutlich zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sein, dadurch sei Österreich „sehr gut vorbereitet für die nächste Welle“.

Abstimmung im Nachhinein

Mit Kurz’ Ankündigung eines möglichen Maskenendes schien man im Gesundheitsministerium zunächst wenig Freude zu haben. Es sei „definitiv zu früh“, um über weitere Lockerungen nach dem 22. Juli zu sprechen, wurde eine Sprecherin von Minister Wolfgang Mückstein (Grüne) im „Kurier“ (Montag-Ausgabe) zitiert. Am späten Sonntagabend demonstrierten Kurz und Mückstein in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der APA hingegen Einigkeit. Mit 22. Juli würden weitere Lockerungen vorgenommen werden, wenn es die Situation erlaube, hielten die beiden fest.