Bumble Gründerin Whitney Wolfe
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Kollektives Burn-out

Dating-App Bumble schließt für eine Woche

Die Dating-App Bumble schließt weltweit ihre Büros für eine Woche. Damit soll der Arbeitsstress des letzten Jahres bekämpft werden. Die rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen in der Zeit abschalten und sich auf sich selbst konzentrieren, heißt es aus dem Unternehmen.

Gründerin und Chefin Whitney Wolfe Herd habe diesen Schritt unternommen, da sie „richtigerweise unser kollektives Burn-out intuitiv erfasst hat“, so ein hochrangiger Mitarbeiter via Twitter. Die Entscheidung für die temporäre Büroschließung wurde von der Redaktionsleiterin von Bumble, Clare O’Connor, als „eine dringend benötigte Pause“ gelobt.

Für Bumble war es laut BBC nämlich ein äußerst geschäftiges und anstrengendes Jahr. So ging Bumble im Februar äußerst erfolgreich an die Börse. Wolfe Herd war mit 31 Jahren auch die jüngste Frau, die je ein Unternehmen an die US-Börse brachte. Wolfe Herd läutete damals auch zu Börsenbeginn die NASDAQ-Glocke – mit ihrem 18 Monate alten Sohn an der Hüfte. In ihrer Rede sagte sie auch, dass sie das Netz „freundlicher und verantwortungsvoller“ machen wolle.

Bumble-Banner zum Börsengang am Times Square in New York
Reuters/Mike Segar
Der Börsengang von Bumble war erfolgreich – aber anstrengend für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Großes Problem in der Arbeitswelt

Auch die Zahl der Userinnen und User schnellte in die Höhe. Mitverantwortlich war die Langeweile im Lockdown, die der App zu weiterer großer Popularität verhalf, so die BBC. Bei Bumble können Nutzerinnen und Nutzer entscheiden, ob sie in Kontakt treten wollen oder nicht. Bei Bumble kann bei gegenseitigem Interesse nur die Frau den ersten Schritt machen.

Mit dem Urlaub wegen Überarbeitung greift Wolfe Herd ein großes Problem nicht nur der US-IT-Branche auf. Bumble machte seine Burn-out-Ankündigung, nachdem mehrere US-Tech-Firmen ihre Pläne für das Homeoffice vorgestellt hatten. So hieß es etwa von Twitter, dass das Unternehmen erwarte, dass man einige Zeit daheim und einige Zeit im Büro arbeiten solle, ungeachtet der vorherigen vollmundigen Ankündigung von Twitter-Chef Jack Dorsey, dass die Angestellten künftig „für immer“ von zu Hause aus arbeiten könnten. Auch bei Google heißt es zurück ins Büro. Mit 1. September müssen alle Angestellten, die mehr als 14 Tage im Jahr von daheim aus arbeiten wollen, einen Antrag stellen.

Bumble-App auf einem Mobiltelefon
Reuters/Mike Blake
Die App konnte durch die Fadesse während der Pandemie neue Userinnen und User gewinnen

Apple-Personal gegen Cook-Idee

Bei Apple wurde laut Medienberichten von Anfang Juni eine Initiative von Angestellten gegründet, die sich gegen den Plan von Apple-Chef Tim Cook zu einer Rückkehr ins Büro stellt. Mindestens 80 Angestellte verlangten in einem Brief an die Konzernführung mehr Flexibilität, wie das US-Technikportal The Verge damals berichtete.

Die Unterzeichner verwiesen laut Bericht auf „wachsende Besorgnis unter unseren Kollegen“. Die geplante Präsenzpflicht in den Büros ab September für drei Tage in der Woche habe bereits dazu geführt, dass einige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hätten.

Durch die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, werde die Work-Life-Balance verbessert, hieß es in dem Brief. Die Initiatoren erklärten, sie würden das derzeitige Modell gerne beibehalten. Es scheine in diesem Punkt eine Diskrepanz zwischen der Haltung der Konzernführung und der Belegschaft zu geben.

Investmentbanking als Selbstausbeutung

Auch Arbeitskräfte in anderen Branchen beschwerten sich bereits über die langen Arbeitszeiten und den Effekt der damit einhergehenden Selbstausbeutung auf ihr Wohlbefinden und die Auswirkungen auf ihre Gesundheit. So kritisierte Anfang des Jahres eine Gruppe von Jungbankern bei Goldman Sachs die „unzumutbaren Arbeitsbedingungen“. Reuters berichtete damals, dass eine Reihe von Jungbankern das Spitzenmanagement im Februar über ihre hohe Arbeitsbelastung informiert habe.

Um der Rekordnachfrage der Kunden nachzukommen, arbeiteten viele von ihnen fast 100 Stunden in der Woche und schliefen zum Teil nur fünf Stunden pro Nacht. Jeder zweite der Jungbanker gab an, bis zum Sommer zu kündigen, sollten sich die Bedingungen nicht verbessern. Laut dem Unternehmen soll es Verbesserungen geben. Gerade bei Investmentbanken kommt es immer wieder zu Berichten über ausufernde Arbeitszeiten. 2013 war ein Praktikant bei der Investmentbank der Bank of America Merrill Lynch gestorben, nachdem er 72 Stunden ohne Schlaf durchgearbeitet hatte.