Bühne des Frequency Festivals in St. Pölten
APA/Herbert P. Oczeret
Konzertsommer

Zwischen Beats und Arien

Sommer, Sonne, Konzerte: Nach einer langen Durststrecke wartet das Publikum sehnsüchtig auf Musik im Freien mit viel Publikum, ganz wie man das von heimischen Festivals gewohnt ist. Doch die Planungssicherheit war für viele Veranstalter ebenso ein Problem, wie es für internationale Künstler die Reiseauflagen sind. Dennoch gibt es zwischen Bodensee und Donauinsel in den nächsten Monaten eine Überfülle für Fans aller Genres. ORF.at bietet einen Überblick über den Festival- und Konzertsommer.

Für Veranstalter war das Frühjahr ein Drahtseilakt. Mit wie vielen Plätzen man kalkulieren konnte, mit welchen Kosten für CoV-Sicherheitskonzepte man rechnen musste, ob Bands auf Tour gehen würden – all diese Faktoren waren bis vor Kurzem ungewiss. Kein Wunder also, dass etwa das große Nova Rock im burgenländischen Nickelsdorf auf 2022 verschoben werden musste.

Dafür haben die Veranstalter ein Alternativprogramm für das Eintagesfestival „Nova Rock Encore“ zusammengestellt. Es wird am 11. September im Stadion Wiener Neustadt über die Bühne gehen. Headliner ist das heimische Duo Seiler & Speer, internationale Bands wie Bullet For My Valentine und Millencolin finden sich genauso im Line-up wie die Song-Contest-Gewinner Maneskin. Die italienische Rockband dürfte hierzulande gut ankommen, ist sie doch aktuell mit drei Songs in den Top Ten der Singlecharts vertreten.

FM4 Frequeny als Großevent

Bis in den September muss man aber natürlich nicht warten. Dass Beharrlichkeit auszahlt, bewiesen etwa die Veranstalter des FM4 Frequency Festivals in St. Pölten, das wohl eine der größten Menschenansammlungen heuer werden dürfte.

Von 19. bis 22. August geht das Festival auf dem VAZ-Gelände im Süden der niederösterreichischen Hauptstadt über die Bühne und damit sogar einen Tag länger als ursprünglich vorgesehen. Der als „X-Tended“ ausgewiesene Zusatztag am 22. August muss übrigens von Festivalpassbesitzern nicht wie anfangs angekündigt zusätzlich bezahlt werden.

Stilistisch bleibt das FM4 Frequency seiner in den vergangenen Jahren verfolgten Linie treu: Viel zeitgenössischer Pop der Marke AnnenMayKantereit und Bilderbuch, reichlich Deutschrap – hier seien etwa RAF Camora, Bonez MC und K.I.Z. genannt – sowie allerlei aus dem Eck der Electronic Dance Music für das tanzfreudige Partyvolk.

Electric Love Festival kleiner

Das Electric Love Festival am Salzburgring mit seinen 180.000 Fans aus 70 Ländern pro Ausgabe musste zwar zum zweiten Mal in Folge abgesagt werden. Allerdings kommt als Ersatz Ende August eine Schmalspurversion namens „Electric Love Boutique Edition“ mit jeweils 10.000 Besuchern an drei Tagen. Bereits erworbene Karten können für 2022 umgetauscht oder rückabgewickelt werden.

Die „Electric Love Boutique Edition“ von 26. bis 28. August soll als Open Air mit drei Bühnen auf dem Salzburgring-Areal stattfinden. Es gibt keine Mehrtages-Tickets und kein Camping. „Jeder Tagesticketbesitzer muss sich testen lassen und einen tagesaktuellen negativen Testbescheid nachweisen“, so die Veranstalter.

Absage der Absage in Lustenau

Das Szene Openair am Alten Rhein in Lustenau in Vorarlberg findet nach der Bekanntgabe der kommenden Lockerungen nun doch statt. Von 29. bis 31. Juli soll es mit Auftritten von Parov Stelar, Yung Hurn, Russkaja, Voodoo Jürgens, Jinjer, Wurst und weiteren Acts ein Festival „wie immer“ geben.

Besucher des Poolbar-Festivals in Feldkirch
Eva Sutter
Das Poolbar Festival in Feldkirch kann dieses Jahr wieder in voller Länge stattfinden

„Die Vorzeichen haben sich geändert“, begründete Festivalleiter Hannes Hagen gegenüber der APA, warum das größte Rock- und Alternative-Festival Westösterreichs nun doch stattfindet. Wie man ein Festival, das sonst eineinhalb Jahre Planung beansprucht, binnen weniger Wochen auf die Beine stellt? „Die Antwort ist einfach: Wir machen das schon 30 Jahre. Wir sind ein eingespieltes Team. Vieles von der Planungsarbeit fällt sonst auch in den Juni“, so Hagen.

In Feldkirch in Vorarlberg findet unterdessen von 23. Juli bis 30. August das Poolbar Festival statt: mit Acts wie Cari Cari, 5K HD, dem Kunstpopduo Oehl und The Notwist. Sommerspiele werden im Garten des Innsbrucker Treibhauses bereits seit Ende Mai abgehalten. Die Konzert- und Kulturbastion der Tiroler Landeshauptstadt hat bis Anfang September einiges im Talon, von Mira Lu Kovacs über Birgit Denk und Lukas Lauermann bis Yasmo & die Klangkantine, Buntspecht und David Helbock.

Kultursommer mit Clubkultur in Wien

Bereits am 3. Juli startet der Wiener Kultursommer. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wird es bei der Donaustadtbrücke eine Bühne geben, die der Clubkultur gewidmet wird. An zwölf Abenden werden jeweils zwei heimische DJ-Kollektive auflegen. Insgesamt gibt es ein breites Programm von Konzerten über Tanz, Literatur bis Theater auf 16 Bühnen in 13 Bezirken. Das seit Jahrzehnten beliebte Donauinselfest wurde wie schon im vergangenen Jahr auf den September verschoben.

In Niederösterreich schöpft man im Kultursommer aus dem Vollen: In den Sparten Theater, Musik und Kino finden in den nächsten beiden Monaten gleich 1.500 Veranstaltungen statt. Ein besonderes Highlight verspricht das Programm der Wellenklaenge in Lunz am See vom 16. bis zum 31. Juli. Dort herrscht in malerischer Seekulisse Stilvielfalt von Christian Muthspiels Orjazztra Vienna bis zu My Ugly Clementine.

Freunde von Muthspiels Klängen werden sich in diesem Sommer auch beim Jazzfestival Saalfelden in Salzburg von 16. bis 22. August wohl fühlen. Es bietet mehr als 60 Konzerte an diversen Orten der Stadt. Südöstlich davon freut man sich in Graz darauf, nach mehreren Verschiebungen das Elevate-Festival Anfang August endlich durchführen zu können.

Die Eröffnung soll auf der Freiluftbühne Kasematten auf dem Schlossberg stattfinden, das Diskursprogramm des äußerst gesellschaftspolitischen Veranstaltungsreigens wandert in das Theater Next Liberty. Zu den Höhepunkten zählen ein Konzert der Schwedin Anna von Hausswolff im Grazer Dom sowie Brian Enos Installation „77 Million Paintings“ im Dom im Berg.

Vom Salzburger Domplatz bis nach Erl

Wer es gesetzt und klassisch mag, der kommt auch dieses Jahr voll auf seine Kosten. Natürlich in erster Linie mit den Salzburger und Bregenzer Festspielen, von denen ORF.at intensiv berichten wird. In Salzburg geben Lars Eidinger als Jedermann und Verena Altenberger als Buhlschaft am 17. Juli ihre Premiere in Hofmannthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ auf dem Domplatz.

Die heurigen Tiroler Festspiele in Erl warten bereits ab 8. Juli mit einem vielfältigen Programm auf. Neben einem Wagner-Schwerpunkt werden alle fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens zu hören sein. Auch die Osttiroler Musicbanda Franui wird auftreten.

Festspielhaus Erl
Cornelia Hoschek
Erl bietet heuer den Auftakt zu einem neuen „Ring“

Unter Brigitte Fassbaenders Regie beginnt dieses Jahr mit dem „Rheingold“ der neue Erler „Ring“. Die „Walküre“ folgt im Sommer 2022, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ folgen 2023. In diesem Sommer wird zudem „Lohengrin“ dreimal zu sehen sein.

Barockoper in Eggenberg und Oper im Steinbruch

Bereits am Freitag begonnen hat die Styriarte, die sich dieses Jahr mit dem Thema „Lust“ in allen Facetten beschäftigt. Zur Eröffnung feierte Adrian Schvarzsteins Inszenierung von Johann Joseph Fux’ Barockoper „Psiche“ als „Psyche und Armor“ unter Dirigent Alfredo Bernardini im Hof und Park von Schloss Eggenberg Premiere. Weitere Aufführungen sind noch bis Montag zu sehen.

In Grafenegg spielte man bereits am 11. Juni die „Sommernachtsgala“ mit Übertragung in ORF2. Das Festival beginnt seine 15. Saison mit der vom Tonkünstler Orchester unter Yutaka Sado gespielten „Messa da Requiem“ Verdis am 13. August.

Apropos Verdi: Die Wiederaufnahme des „Rigoletto“ auf der Bregenzer Seebühne findet am 22. Juli statt. Wer im Juli weiter im Osten verweilt, auf eine beeindruckende Szenerie und Seenähe nicht verzichten möchte und auch Puccini schätzt: „Turandot“ bei den Opernfestspielen St. Margarethen feiert am 14. Juli Premiere.