Allianz Arena in Regenbogenfarben
Reuters/Andreas Gebert
Solidarität mit LGBTQ

Streit über Regenbogen-Stadion eskaliert

Der internationale Protest gegen Einschränkungen der Rechte von LGBTQ-Menschen in Ungarn hat die Fußball-EM erreicht und spitzt sich nun zu: Nach dem Vorstoß Münchens, beim Spiel am Mittwochabend zwischen Deutschland und Ungarn das Stadion in Regenbogenfarben zu beleuchten, hat Ungarns rechtspopulistischer Regierungschef Viktor Orban seinen Besuch des Matches abgesagt.

Dabei hatte es der Europäische Fußballverband (UEFA) als Veranstalter der EM zuvor der Stadt München bereits verboten, das Stadion entsprechend zu beleuchten. Doch mittlerweile haben andere deutsche Städte und Vereine angekündigt, ihre Stadien stattdessen in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen.

Dass Orban die Reise nach München absagte, berichtete in der Früh die dpa. Offizielle Informationen dazu lagen nicht vor. In München wäre Orban auch auf offizielle Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Regierung gestoßen. Orban appellierte zudem an die deutsche Politik, das UEFA-Verbot für eine Beleuchtung des Münchner EM-Stadions in Regenbogenfarben zu akzeptieren. „Ob das Münchner Fußballstadion oder ein anderes europäisches Stadion in Regenbogenfarben leuchtet, ist keine staatliche Entscheidung“, sagte Orban am Mittwoch der dpa.

Protestnote bei EU-Kommission

Deutschland hatte sich zuletzt mit zwölf weiteren Staaten an die EU-Kommission in Brüssel gewandt, diese solle das vom ungarischen Parlament zuletzt beschlossene Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt, auf EU-Konformität prüfen. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Orban.

Österreich nicht dabei

Die 13 EU-Länder – Österreich ist nicht dabei – äußerten ihre „tiefe Besorgnis“ über das vergangene Woche vom ungarischen Parlament angenommene Gesetz. Es diskriminiere LGBTQ-Menschen und verletzte „das Recht auf freie Meinungsäußerung unter dem Vorwand, Kinder zu schützen“. Notfalls solle die Kommission auch vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) ziehen.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigte am Mittwoch an, wegen des umstrittenen Gesetzes zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität gegen Ungarn vorzugehen. Das ungarische Gesetz sei „eine Schande“, sagte von der Leyen in Brüssel.

Demo in Budapest
AP/MTI/Szilard Koszticsak
Protest in Budapest vor Beschluss des umstrittenen Gesetzes

UEFA sieht sich als politisch „neutral“

Die UEFA hatte dagegen den Antrag von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) abgelehnt, als symbolische Unterstützung das Stadion in den Regenbogenfarben zu beleuchten. Sie sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen“, teilte sie mit.

In Deutschland leuchten Mittwochabend anlässlich des EM-Spiels Deutschland gegen Ungarn mehr und mehr Stadien in Regenbogenfarben. Der VfL Wolfsburg kündigte am Dienstag via Twitter an, sein Stadion während des Spiels in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen.

Ähnliche Schritte kündigten Stadionbetreiber in Frankfurt am Main, Köln und Berlin (Olympiastadion) an. Das Brandenburger Tor in Berlin soll hingegen nicht in Regenbogenfarben beleuchtet werden, hieß es Dienstagabend.

Scharfe Kritik aus München

Oberbürgermeister Reiter kritisierte die Entscheidung der UEFA scharf. „Ich finde es beschämend, dass die UEFA uns hier in München verbietet, ein Zeichen für Weltoffenheit, für Toleranz, für Respekt und für Solidarität zu den vielen Menschen der LGBT-Community abzugeben.“ „Enttäuscht“ zeigte er sich darüber, dass der Deutsche Fußballbund (DFB) „sich nicht in der Lage sah oder sich nicht in der Lage sehen wollte, hier dieses Ergebnis zu beeinflussen“.

Den Gegenvorschlag, die Münchner Arena an einem anderen Tag entsprechend zu beleuchten, bezeichnete Reiter als „aus meiner Sicht lächerlich“. Stattdessen solle am Spieltag das Münchner Rathaus mit Regenbogenflaggen geschmückt werden und das Windrad in unmittelbarer Nähe der Arena in Regenbogenfarben beleuchtet werden.

UEFA verbietet Regenbogen-Arena

Dienstagabend geht in der Allianz Arena in München das EM-Spiel Ungarn gegen Deutschland über die Bühne. Geplant war, das Stadion in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Die UEFA hat dies nun aber untersagt, was auf Kritik stößt.

DFB unterstützt Verteilung von Regenbogenfahnen

Der DFB wird dagegen die Verteilung von 10.000 Regenbogenfahnen am Münchner EM-Stadion unterstützen. Das kündigte Interimspräsident Rainer Koch an. „Der DFB setzt sich entschieden für Vielfalt und Diversität ein – symbolisiert durch unseren Kapitän Manuel Neuer mit dem Tragen der Regenbogen-Kapitänsbinde. Und das nicht erst seit heute“, sagte Koch. „Die deutsche Sicht ist anders als die Perspektive der UEFA.“