Britney Spears
Reuters/Mario Anzuoni
„Will mein Leben zurück“

Spears fordert Ende der Vormundschaft

Popstar Britney Spears hat sich zum ersten Mal im langen Rechtsstreit über ihre Entmündigung öffentlich vor Gericht geäußert und dabei schwere Vorwürfe erhoben. Zu dem Termin forderte die 39-Jährige ein Ende der Vormundschaft durch ihren Vater und eine weitere Person. Sie fühle sich ausgenutzt und sei „traumatisiert“.

„Ich bin nicht glücklich, ich kann nicht schlafen. Ich bin so wütend", sagte die Sängerin. „Ich will nur mein Leben zurück. Das waren 13 Jahre, und es ist genug“, sagte Spears am Mittwoch in einer 20-minütigen emotionalen Stellungnahme, die per Video übertragen wurde. Sie werde von allen kontrolliert und könne selbst nicht über ihr Leben bestimmen, die Vormundschaft sei „missbräuchlich“, so Spears.

Zu der Anhörung vor Richterin Brenda Penny in Los Angeles waren unter anderen Spears’ geschiedene Eltern Jamie und Lynne Spears sowie ihr Anwalt zugeschaltet. Im April hatte die Sängerin die Anhörung beantragt. In dem Rechtsstreit mit ihrem Vater über ihre Vormundschaft hatte sich Spears bis dahin selbst kaum öffentlich geäußert.

Schwere Vorwürfe

Nun erhob Spears schwere Vorwürfe und äußerte den Wunsch, ihre Familie zu klagen. Sie wolle ohne weitere medizinische Untersuchung von der Vormundschaft entbunden werden. Sie sei „keine Sklavin“. In ihrer aktuellen Situation habe sie keine Privatsphäre, werde daran gehindert, ihren Lebenspartner und ihre zwei Kinder zu sehen. Sie wolle zudem heiraten und noch ein Kind bekommen, allerdings verhindere das die Vormundschaft. Sie könne nicht frei über ihre Verhütung entscheiden.

Auch die Therapiestunden absolviere sie nicht freiwillig, zudem sei sie zeitweise unter schwere Psychopharmaka gesetzt worden. „Meine Familie hat nichts dagegen getan“, so Spears. Ihr Vater habe alles entschieden. Sie sei jahrelang zur Arbeit gezwungen worden, habe aber weder Reisepass noch Geld noch eine Kreditkarte besessen.

Spears bat die Richterin darum, ihre Vorwürfe ernst zu nehmen. Sie wolle nun ihre Geschichte mit der Welt teilen und ihre Stimme nutzen. Spears sprach sich allgemein für ein Ende der Vormundschaft aus. Es gebe „Tausende“ Fälle, wo das Instrument missbräuchlich verwendet werde. „Die Gesetze müssen sich ändern.“ Die Richterin dankte Spears anschließend für deren Offenheit.

Seit 13 Jahren entmündigt

Spears versucht seit geraumer Zeit, sich von der Vormundschaft ihres Vaters zu befreien. Sie war im Februar 2008 nach einem Eilantrag ihrer Eltern entmündigt worden, nachdem sie in einer länger andauernden psychischen Krisenphase kurzzeitig zwangseingewiesen worden war. Ihr Vater wurde von einem Gericht als Vormund eingesetzt und verwaltet seither auch ihr großes Vermögen.

Solche Konservatorien, die in erster Linie als letztes Mittel für ältere Menschen mit Demenz oder schwerer Krankheit eingesetzt werden, können nur schwer rückgängig gemacht werden. Die Karriere der zweifachen Mutter verlief seit Beginn der Vormundschaft noch höchst erfolgreich, sie hatte mehrere Hits, war Jurorin bei „American Idol“, bekam eine eigene Show in Las Vegas. Ihre letzte große Tournee absolvierte sie 2018.

Langer Rechtsstreit

2019 verkündete sie schließlich eine unbegrenzte Karrierepause. Im Sommer des vergangenen Jahres beantragte Spears vor Gericht, ihren Vater aus der Rolle des Vormundes zu entlassen und durch einen anderen Vormund zu ersetzen. Das wurde im November abgelehnt. Die Vormundschaft wurde gerichtlich bestätigt, die Richterin benannte aber auf Antrag der Musikerin einen Finanztreuhänder als zweiten Vormund.

Einwände von Jamie Spears gegen die Teilung der Vormundschaft wurden im Februar abgewiesen. Spears hatte in dem Rechtsstreit darauf beharrt, selbst vor Gericht aufzutreten. Nach Angaben ihres Anwalts fürchtet sich die 39-Jährige vor ihrem Vater. Auch ihre Unterstützer sind der Auffassung, Spears befinde sich in einer Zwangslage. Ihr Anwalt teilte weiters mit, seine Klientin werde „nicht mehr auftreten, solange ihr Vater die Verantwortung für ihre Karriere hat“.

Jamie Spears
AP/Nick Ut
Britney Spears’ Vater Jamie Spears

Dokus nahmen Fall unter die Lupe

In den vergangenen Monaten hatten mehrere Dokus Spears’ Schicksal unter die Lupe genommen, die Popsängerin ist deswegen wieder verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Breitenwirkung entfaltete vor allem die „New York Times“-Doku „Framing Britney“, die sich mit der Vormundschaft, aber auch mit übergriffigem „Celebrity-Kult“ und toxischer Berichterstattung beschäftigte.

Die Dokus nehmen auch die „#FreeBritney“-„Bewegung“ in den Blick – eine Gruppe von leidenschaftlichen Fans, die Spears von ihren rechtlichen Verstrickungen „befreien“ will und jedes Instagram-Posting der Sängerin auf versteckte Hilferufe analysiert. Spears selbst richtete an Dokumentationen über ihr Leben Kritik: „Diese Dokumentationen sind so heuchlerisch … Sie kritisieren die Medien und tun dann dasselbe“, so Spears im Mai auf Instagram.