John McAfee
Reuters/Darrin Zammit Lupi
Antivirus-Pionier

John McAfee ist tot

John McAfee, Gründer des gleichnamigen Unternehmens für Sicherheitssoftware, ist tot. Der 75-Jährige war einer der Pioniere im Bereich IT-Security und wurde mit seiner Firma steinreich, er galt aber auch als Exzentriker und sorgte auf bizarre Weise für Schlagzeilen. Unter anderem stand er vor Jahren unter Verdacht, in Belize einen Nachbarn ermordet zu haben, und tauchte daraufhin unter. Nun wurde McAfee am Mittwoch in Barcelona tot in einer Gefängniszelle gefunden.

Kurz zuvor hatten die spanischen Behörden grünes Licht für eine Auslieferung McAfees in die USA gegeben, wo ihm Steuervergehen vorgeworfen werden. Er war bereits im Oktober auf Betreiben von US-Strafverfolgern auf dem Flughafen von Barcelona festgenommen worden. Er sollte in den USA wegen Betrugs mit Kryptowährungen und Verschwörung zur Geldwäsche vor Gericht gebracht werden. In einer Auslieferungsanhörung erklärte McAfee, die Vorwürfe gegen ihn seien politisch motiviert.

Bei einer Verurteilung hätten McAfee jahrelang Gefängnis und hohe Geldstrafen gedroht. Das katalanische Justizministerium bestätigte am Mittwoch einen Bericht der Zeitung „El Mundo“ zu McAfees Tod. Möglicherweise handle es sich um Suizid, hieß es in einer Erklärung. Sein Anwalt sprach vom „Ergebnis eines grausamen Systems, das keinen Grund hatte, diesen Mann so lange im Gefängnis zu halten“. Die Behörden kündigten eine Untersuchung an.

Vom Softwaremillionär zum Gesuchten in Belize

Der damalige Programmierer McAfee hatte in den 1980er Jahren das nach ihm benannte, auf Antiviren-Software spezialisierte Unternehmen McAfee gegründet, aus dem er sich in den 1990er Jahren zurückzog. Die Firma gehört seit 2011 zu Intel, gehört aber immer noch zu den bekanntesten Produkten im Bereich. McAfees Vermögen wurde zeitweise auf mehr als 100 Mio. Dollar (89,06 Mio. Euro) geschätzt, es soll durch die Immobilienkrise auf vier Millionen zusammengeschrumpft sein.

Der immer wieder mit Drogenproblemen kämpfende McAfee lehnte ein klassisches Silicon-Valley-Leben aber ab. 2008 zog er als Yogalehrer nach Belize, wo er sich im Urwald ein bewachtes Anwesen aufbaute. Dort geriet er mit Nachbarn und den Behörden in Streit, unter anderem wurden ihm unerlaubter Waffenbesitz und die Herstellung von Methamphetamin vorgeworfen. Auch die zahlreichen Hunde McAfees gaben Anlass zu Streit, die Nachbarn beklagten Lärmbelästigung und legten ebenfalls offiziell Beschwerde ein.

2012 wurde schließlich McAfees Nachbar, der US-Bürger Gregory Faull, erschossen auf seinem Grundstück gefunden. Kurz zuvor hatte er sich über die Hunde und Wachleute auf dem Nachbargrundstück beschwert. Die Ermittler wollten McAfee als Zeugen befragen, dieser war jedoch nicht aufzufinden. Er habe sich mit einer Pappschachtel mit Luftlöchern abgedeckt und im Sand vergraben, um sich vor der Polizei zu verstecken, sagte er später in einem Telefoninterview mit dem US-Magazin „Wired“.

Kandidatur bei US-Wahlen

Insgesamt tauchte er mehrere Wochen unter, bloggte aber während der Flucht. Er wurde letztlich in Guatemala von der Polizei gefasst, wo er laut eigenen Angaben politisches Asyl beantragen wollte. Er bezeichnete sich als verfolgt. Er wurde letztlich nach Miami ausgeliefert. Der Mordverdacht gegen ihn wurde fallengelassen.

2015 wollte er schließlich als US-Präsidentschaftskandidat für eine neue Partei namens Cyber Party antreten und in der Folge die Regierung bei ihren Durchgriffsrechten beschränken sowie gegen Geheimdienstüberwachung kämpfen. Allerdings scheiterte die Kandidatur.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.