Zeitung: KAICIID zieht nach Lissabon

Das umstrittene König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID), das Anfang März seinen Rückzug aus Wien bekanntgegeben hatte, hat mit Lissabon offenbar einen neuen Standort gefunden.

Das berichtete die „Presse“ heute unter Berufung auf „diplomatische Quellen“. Das KAICIID selbst wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren, auch aus dem Außenministerium gab es dazu keinen Kommentar.

Wie Anfang der Woche aus Insiderkreisen zu erfahren war, standen aber Lissabon und Athen hoch im Kurs als neue Heimat für das großteils von Saudi-Arabien finanzierte Zentrum. Anlässlich seines Wien-Besuches am Dienstag wollte sich der saudische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan bin Abdullah Al Saud zur Frage des neuen Gastgebers nicht äußern, teilte aber mit, dass sich die Verhandlungen in der „finalen Phase“ befänden. ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg kündigte indes eine Entscheidung bis Ende Juni an.

Rufe nach Schließung

Das 2012 von Österreich, Saudi-Arabien und Spanien gegründete Zentrum war hierzulande von Anfang an umstritten. Rufe nach der Schließung des im Palais Sturany an der Wiener Ringstraße ansässigen Zentrums wurden unter anderem wegen des brutalen Vorgehens der saudischen Regierung gegen Protestierende und Regimekritiker laut.

Im Juni 2019 sprach sich der Nationalrat in einer rechtlich nicht bindenden Entschließung mehrheitlich für einen Ausstieg Österreichs aus, die ÖVP hatte sich dieser Entschließung allerdings nicht angeschlossen, weil sie um das Image Österreichs als Standort für internationale Organisationen fürchtete.

Anfang März 2021 gab das KAICIID seinen Umzug bekannt. Zunächst wurde Genf als Favorit gehandelt, die Verhandlungen mit der Schweiz verliefen aber laut „Presse“ im Sand. Nach Informationen des Blattes soll der neue Gastgeber auch dem KAICIID beitreten, ebenso wie Senegal, Nigeria, Marokko und Argentinien. Damit wäre die langjährige Forderung Österreichs nach einer erweiterten Mitgliederbasis erfüllt.