Für den Impfstoff Comirnaty von Biontech und Pfizer wird nunmehr ein Intervall von 21 Tagen zwischen Erst- und Zweitstich empfohlen, für das mRNA-Vakzin von Moderna ein Abstand von 28 Tagen, und für den Impfstoff Vaxzevria der Firma AstraZeneca soll das Intervall wegen der derzeitigen epidemiologischen Situation in Zusammenhang mit der Delta-Variante auf vier bis acht Wochen reduziert werden, schreibt das NIG nunmehr. Bisher war hier ein Abstand von zwölf Wochen vorgesehen.
Zuletzt war bekanntgeworden, dass nun wieder mehr Impfstoff von AstraZeneca nach Österreich kommt, kommende Woche werden mehr als eine halbe Million Dosen erwartet. Deshalb wird dieses Vakzin auch weiterhin erstgeimpft. Bei einem nunmehrigen Impfabstand von einem bis zwei Monaten ist die vollständige Immunisierung auch schneller erreicht.
Zweitstich mit demselben Impfstoff
Weiterhin wird prinzipiell empfohlen, die Impfserie mit dem Impfstoff zu beenden, mit dem sie begonnen wurde. Die Verwendung unterschiedlicher Impfstoffe bei Dosis eins und zwei ist eine „Off-Label-Anwendung“ und wird derzeit nicht empfohlen, schreibt das NIG. Studiendaten würden auch auf eine erhöhte Rate an Impfreaktionen bei Mischimpfung hinweisen. „Die Evidenz bzgl. Wirksamkeit, dass ein heterologes Impfschema gegenüber einem homologen Impfschema überlegen wäre, ist derzeit limitiert“, schreiben die Experten.
Bei Nebenwirkungen, welche eine medizinische Kontraindikation für eine zweite Impfung mit dem gleichen Impfstoff darstellen bzw. bei Eintreten einer Schwangerschaft nach der ersten Dosis mit dem zweiteiligen Vektorimpfstoff AstraZeneca soll ein heterologes Impfschema in Erwägung gezogen werden. Zu den Kontraindikationen zählen etwa schwere Nebenwirkungen nach der Erstimpfung, beispielsweise Thrombosen bzw. allergische Reaktionen gegen Inhaltsstoffe. Ärzte sollen das explizit dokumentieren.
Schutzdauer mindestens neun Monate
Das NIG geht davon aus, dass nach einer vollständigen Impfung – beim Vakzin von Johnson & Johnson ist nur eine Immunisierung erforderlich – eine Schutzdauer von mindestens neun Monaten besteht. „Wann und für welche Personengruppen letztendlich weitere Dosen (dritte Dosis) notwendig sein werde (Vorgehen nach Impfung bei Hochrisikopersonen, Non-/Low-Responder), ist derzeit noch nicht bekannt“, heißt es in der Anwendungsempfehlung. Immunsupprimierten Personen, beispielsweise Organtransplantierten, wird eine Antikörperkontrolle frühestens vier Wochen nach der zweiten Impfung empfohlen, um festzustellen, ob die Impfung eine Immunantwort ausgelöst hat.
Für genesene Personen ist eine Impfung möglich, schreibt das NIG. Wenn die Infektion mit PCR-Test nachgewiesen wurde, ist eine Impfung zwar für sechs bis acht Monate nicht notwendig, kann aber 21 Tage nach dem positiven PCR-Test verabreicht werden, so die Experten. Für Genesene ist eine einmalige Impfung ausreichend, auch wenn die Infektion länger als acht Monate zurückliegt. Das entspricht immunologisch gesehen einer „Boosterung“, heißt es im Dokument.
Impfung auch für Genesene
Für Menschen, die eine Coronavirus-Infektion überstanden haben, gibt es noch keine länderübergreifende einheitliche Regelung, wie diese geimpft werden sollen. Auch das NIG schreibt in seiner Anwendungsempfehlung, dass unabhängig von der medizinischen/immunologischen Einschätzung im internationalen Reiseverkehr formal zwei Dosen notwendig sein können. Es wird darauf verwiesen, dass bei einer zweimaligen Impfung eine erhöhte Rate an Impfreaktionen bei Genesenen möglich ist.
Impfungen sollen vor Delta-Variante schützen
Laut Herwig Kollartisch vom Nationalen Impfgremium sollen vollständige CoV-Impfungen vor der Delta-Variante schützen. Er ortet einen dringenden Aufholbedarf bei der Impfung der Bevölkerung.
Das NIG empfiehlt außerdem, dass in vulnerablen Bereichen wie Alters- und Pflegeheimen sowie Krankenanstalten auch vollständig geimpfte Personen aus medizinischer Sicht derzeit einmal pro Woche getestet werden sollen, im Idealfall mittels PCR-Analyse. Das gilt für alle Personen, welche sich in der jeweiligen Einrichtung aufhalten, also Bewohnerinnen und Bewohner, Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Routinemäßige Testungen im Alltag, etwa in Handel und Schulen, sind laut Experten bei vollständig geimpften sowie gesunden – also asymptomatischen – Personen nicht notwendig, lautet der Expertenrat.
30 Prozent voll immunisiert
Am Mittwoch wurden österreichweit 105.686 Impfungen durchgeführt. Insgesamt haben laut den Daten des E-Impfpasses 4.553.906 bereits zumindest eine Teilimpfung erhalten: Das sind 51,2 Prozent der Bevölkerung. Exakt 2.667.772 Menschen und somit 30 Prozent der Österreicher sind bereits voll immunisiert.
Am höchsten ist die Erstdurchimpfungsrate in Niederösterreich mit 56,8 Prozent. Im Burgenland sind 54,8 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal geimpft, in Tirol 51,4 Prozent. Nach Vorarlberg (51,1), der Steiermark (50,4), Kärnten (50,3), Salzburg (50) und Oberösterreich (47,9) bildet Wien das Schlusslicht mit einer Durchimpfungsrate von 46,5 Prozent.
Ampel setzt Steiermark auf Grün
Erstmals seit Monaten ist am Donnerstag nach APA-Informationen mit der Steiermark ein Bundesland auf der CoV-Ampel auf Grün geschaltet worden. Damit herrscht in der Steiermark quasi amtlich „sehr geringes“ Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken.
Die Steiermark erfüllt als derzeit einziges Bundesland die Vorgabe, sowohl in der reinen Fallzahl als auch bei der risikoadjustierten Fallzahl unter fünf auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner zu liegen. Im Rest des Landes gibt es geringes Risiko, also Gelb-Grün. Unterdessen sieht die zuständige Kommission einen rasanten Anstieg der gefährlicheren Delta-Variante, die demnächst das Kommando übernehmen dürfte.
Delta könnte noch im Juni Kommando übernehmen
Bei anhaltender Verbreitung sei davon auszugehen, dass es bereits Ende des Monats bzw. im frühen Juli 2021 zu einem Austausch der Alpha-Variante mit der Delta-Variante als dominanter Virusmutation kommen wird. Schon in der vergangenen Woche hatte Letztere einen Anteil von über 28 Prozent der untersuchten Fälle. In der Woche davor waren es gerade einmal gut sechs Prozent.
Problematisch ist die Delta-Variante, weil man sowohl von einer leichteren Ansteckung als auch von gefährlicheren Verläufen mit mehr Krankenhausaufenthalten ausgeht. Der Maximierung der Durchimpfung sollte daher oberste Priorität eingeräumt werden, schreibt die Kommission. Alle umsetzbaren Maßnahmen (inklusive Anreizsysteme) zur Steigerung der Impfbereitschaft sollten möglichst rasch, falls möglich noch im Juli, ergriffen werden.
Maßnahmen, die nur geringe Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten, jedoch zur Dämpfung des Anstiegs der Fallzahlen beitragen, sollten beibehalten werden, empfehlen die Experten. Das gelte insbesondere für die Aufrechterhaltung eines niederschwelligen und breitflächigen Testangebots vornehmlich mit PCR-Testverfahren.