Erdogan startet umstrittenes Bauprojekt in Istanbul

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat gestern ein umstrittenes Mammutbauprojekt in Istanbul gestartet, den Istanbul-Kanal. „Heute öffnen wir ein neues Kapitel in der Geschichte der Entwicklung der Türkei“, sagte Erdogan bei einer Zeremonie, bei der er den Grundstein für eine erste Brücke über den Kanal legte.

Der Istanbul-Kanal ist Erdogans bisher ehrgeizigstes und auch umstrittenstes Infrastrukturprojekt. Der Kanal soll parallel zum Bosporus verlaufen, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer und dem Mittelmeer verbindet. Nach Angaben der Regierung ist der 45 Kilometer lange Kanal notwendig, um die wichtige Wasserstraße zu entlasten.

In seiner Rede bei der Grundsteinlegung für die Brücke sagte Erdogan mit Blick auf die vielen Schiffsunglücke im Bosporus, der neue Kanal solle vor allem die „Sicherheit“ der Bewohner und Bewohnerinnen Istanbuls gewährleisten. Außerdem solle er der Türkei eine wichtigere Rolle im Welthandel verschaffen.

Das Projekt wurde im März offiziell abgesegnet. Kritiker des Istanbul-Kanals fürchten neben Umweltschäden vor allem, dass das Milliardenprojekt den Vertrag von Montreux unterwandern könnte. Das internationale Schifffahrtsabkommen von 1936 regelt die Durchfahrt im Bosporus und in den Dardanellen. Es garantiert unter anderem zivilen Schiffen die Passage in Kriegs- und Friedenszeiten.