Wie die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James am Samstag mitteilte, soll das Geld in Präventions- und Aufklärungsprojekte sowie in die Behandlung von Opioidsüchtigen im Bundesstaat New York investiert werden. Sollte der Bundesstaat im ersten Jahr einen Entschädigungsfonds schaffen, wären dafür den Angaben zufolge noch einmal 30 Millionen Dollar fällig.
Die Opioidkrise habe in zahlreichen Orten in New York und im ganzen Land „verheerende Schäden angerichtet“, erklärte Generalstaatsanwältin James. Millionen von Menschen seien immer noch abhängig von den „gefährlichen und tödlichen“ Schmerzmitteln. Johnson & Johnson habe sich daran beteiligt, „dieser Feuer anzufachen“. Nun habe sich das Unternehmen aber verpflichtet, aus dem Geschäft auszusteigen – „nicht nur in New York, sondern im ganzen Land“.

Mittel mit starkem Suchtpotenzial
In den USA sehen sich mehrere große Pharmafirmen wegen der Opioidkrise mit Entschädigungsforderungen in Milliardenhöhe konfrontiert. Zu den Opioiden zählt unter anderem das Schmerzmittel Fentanyl, das 50-mal stärker als die illegale Opioiddroge Heroin ist und stark abhängig macht. Fentanyl wurde ursprünglich zur Behandlung starker Schmerzen insbesondere bei Krebspatienten eingesetzt, wurde von Ärzten aber auch zunehmend anderen Patienten verschrieben.
Den Herstellern und US-Apotheken wird vorgeworfen, die Mittel aggressiv beworben und auf Warnzeichen der Suchtkrise nicht reagiert zu haben. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC starben allein im Jahr 2020 rund 90.000 Menschen in den USA an einer Drogenüberdosis, die meisten von ihnen an Opioiden. Im Zusammenhang mit der Opioidkrise wurden bereits Tausende Klagen bei US-Gerichten eingereicht.
Der US-Pharmakonzern Purdue im Besitz der Familie Sackler verhandelt derzeit etwa ein Vergleichspaket in Ausmaß von rund zehn Milliarden Dollar wegen seines Schmerzmittels Oxycontin. Purdue und den Sacklers wird vorgeworfen, Schmerzmittel unter Verschleierung der Suchtgefahren mit rücksichtslosen und aggressiven Methoden vermarktet zu haben.
Strafe auch in Babypuderprozess
Der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson musste erst im Juni eine gerichtliche Niederlage in einem anderen Verfahren einstecken: Der Oberste Gerichtshof der USA bestätigte unlängst eine Milliardenstrafe, zu der das Unternehmen 2018 verurteilt wurde. 22 Frauen mit Eierstockkrebs hatten Johnson & Johnson geklagt, weil sie eine Verbindung zwischen ihrer Krankheit und einem bestimmten – mutmaßlich asbestverseuchten – Babypuder der Firma sahen. Der Konzern hatte Verbrauchern und Investoren immer wieder versichert, dass der Babypuder sicher und asbestfrei sei.
Zudem wurde der Konzern jüngst wegen eines Medikaments, das angeblich zu unnormalem Brustwachstum bei Männern führt, zu Schadenersatz in Höhe von acht Milliarden Dollar verurteilt. Und das sind noch nicht alle juristischen Konflikte. Einer Analyse des „Wall Street Journal“ nach musste sich Johnson & Johnson zuletzt insgesamt mit mehr als 100.000 Klägern auseinandersetzen.