China: Testphase für weltweit zweitgrößtes Wasserkraftwerk

Mehr saubere Energie und Diskussionen über mögliche Umweltschäden: In China ist heute das weltweit zweitgrößte Wasserkraftwerk in Betrieb genommen worden. Chinesische Regierungsvertreter bezeichneten die Inbetriebnahme des Baihetan-Wasserkraftwerks als einen Meilenstein bei der Umsetzung der Klimaneutralitätsziele der Regierung in Peking. Umweltverbände und Wissenschaftler warnten hingegen vor möglichen Umweltschäden.

Das Kraftwerk mit seinem 289 Meter hohen Staudamm im Südwesten Chinas wird in seiner Kapazität zur Stromproduktion nur von der ebenfalls in China gelegenen Drei-Schluchten-Talsperre übertroffen. Insgesamt soll Baihetan 16.000 Megawatt liefern können und somit bei vollem Betrieb täglich genug Strom produzieren, um den Energiebedarf von 500.000 Menschen für ein ganzes Jahr decken zu können, wie der staatliche Nachrichtensender CCTV berichtete.

Baihetan-Staudamm
APA/AFP/CNS

China hat in den vergangenen Jahren verstärkt Wasserkraftwerke gebaut, um den weiter wachsenden Energiebedarf der weltgrößten Bevölkerung decken zu können. Der Damm des Baihetan-Kraftwerks erstreckt sich durch ein tiefes und enges Tal im oberen Teil des Jangtse-Flusses, dem längsten Fluss Chinas. Das Kraftwerk wurde unweit der Grenze zwischen den Provinzen Yunnan und Sichuan erbaut, an der es immer wieder zu Erdbeben kommt.

Von großen Bedenken begleitete Großbauprojekte

Der chinesische Präsident Xi Jinping äußerte sich in einer von der Regierung veröffentlichten Gratulationsbotschaft hoffnungsvoll, dass das Kraftwerk „größere Beiträge“ zur Verwirklichung der Klimaschutzziele leisten werde. Der Beginn der Testphase des Baihetan-Staudamms fiel mit Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Kommunistischen Partei Chinas zusammen.

Die Zusage von Präsident Xi, China bis 2060 klimaneutral zu machen, hatte zuletzt für zusätzliche Dringlichkeit bei der Umsetzung des Bauvorhabens gesorgt. Doch Umweltgruppen hatten über Jahre hinweg immer wieder vor Umweltschäden durch das Projekt und ähnliche Bauvorhaben gewarnt. Der Bau von Staudämmen zerstöre die Lebensräume seltener Tiere und Pflanzen wie beispielsweise die des vom Aussterben bedrohten Glattschweinswals.

Die Bauarbeiten im Jangtse-Fluss hätten außerdem die Sedimentzusammensetzung des Gewässers verändert und so zu „großen hydrophysikalischen und gesundheitlichen Risiken für Menschen am Jangtse stromabwärts“ geführt, so Wissenschaftler in einem Artikel im Fachjournal „Science of the Total Environment“. Die Großbauprojekte führten außerdem zur Verdrängung Hunderttausender Menschen aus der lokalen Bevölkerung, was auch Bedenken in Chinas Nachbarländern auslöste.