Männer sitzen an der kanadischen Westküste im Wasser um sich abzukühlen
Reuters/Jennifer Gauthier
Fast 48 Grad

Hitzerekord in Kanada „pulverisiert“

In Kanada und den USA herrschen weiterhin Extremtemperaturen. Ein Hitzerekord von 46,6 Grad Celsius in Kanada wurde am Montag noch einmal gesprengt: Gemessen wurden 47,9 Grad in Lytton in British Columbia. Damit fiel ein 84 Jahre alter Höchstwert. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser am Dienstag noch einmal gebrochen wird.

British Columbia bleibt auch sonst der Hitze-Hotspot in Kanada. An über 30 Wetterstationen wurden über 40 Grad gemessen, unter anderem auf Vancouver Island, so die ORF-Wetterredaktion. Die extremen Temperaturen herrschen dort bereits seit Tagen, die Behörden warnten vor der extremen Hitze. Das Ausnahmewetter werde die ganze Woche über andauern, hieß es. Es ist zehn bis 15 Grad wärmer als normal, stellenweise fällt die Abweichung zum Klimamittel noch höher aus.

Der kanadische Klimatologe David Phillips sagte am Sonntag dem TV-Sender CTV, dass Hitzerekorde in Kanada aktuell nicht gebrochen, sondern „zerschmettert und pulverisiert“ würden. In Teilen Kanadas sei es aktuell heißer als in Dubai, so Philipps. Sein Kollege Kyle Brittain berichtete aus Lytton, dass sich in der kleinen Ortschaft bereits eine Art „Hitzetourismus“ entwickelt habe. Die Temperaturen seien jedenfalls beeindruckend, jeder Windstoß fühle sich an, als würde einem ins Gesicht gefönt.

Bereits in den vergangenen Tagen fielen reihenweise Temperaturrekorde. Selbst in den Northwest Territories – jenem Bundesstaat, der bis in die Arktis reicht – wurden zwischenzeitlich 38 Grad erreicht.

47 Grad auch in Portland

Die historische Hitzewelle trifft auch den Nordwesten der USA. Neue Rekorde gibt es unter anderem in den Bundesstaaten Washington und Oregon. In Portland wurden am Montagnachmittag bis zu 47 Grad erreicht. In Seattle, das normalerweise für sein regnerisches und kühles Klima bekannt ist, wurden 42 Grad gemessen. Auch die Tiefstwerte waren zum Teil atemberaubend: In den Larch Mountains sank die Temperatur in der Nacht nicht unter 34 Grad.

Eine Frau hält ihr Kind in einen Wasserstrahl in einem Park in Washington
APA/AFP/Jim Watson
Abkühlung in einem Park in Washington

Wetterbestimmend ist laut der ORF-Wetterredaktion dabei ein kräftiges Hochdruckgebiet von außergewöhnlicher Größe: Es reicht von den Subtropen Mexikos über die Rocky Mountains bis Alaska, das entspricht einer Ausdehnung von rund 5.000 Kilometern. Tiefdruckgebiete mit kühlerer Luft bleiben vorerst über dem Ostpazifik bzw. den östlichen Provinzen Kanadas. Damit dauert die Hitze vorläufig an. Erst im Laufe der Woche wird das Hoch schwächer, und vom Pazifik kommt etwas kühlere Luft herein, die extreme Hitze geht dann zu Ende.

Hitzequartiere eingerichtet

Doch vorläufig warnten die Behörden die Bevölkerung vor den extremen Wetterverhältnissen. Es gab einen Ansturm auf Klimageräte und Ventilatoren, deren Betrieb schlug sich auch in erhöhtem Stromverbrauch nieder. In manchen Orten wurden Hitzequartiere zum Schutz der Bevölkerung errichtet, an öffentlichen Orten soll Trinkwasser in Flaschen zur Verfügung gestellt werden.

Rettungskräfte helfen einem hitzegeplagten Mann
AP/Nathan Howard
Die Hitze wird für viele zur gesundheitlichen Belastung

In Portland musste die Straßenbahn ihren Betrieb einstellen, weil Stromleitungen in der Hitze schmolzen. In Oregon wurden laut BBC die Coronavirus-Restriktionen gelockert, damit mehr Menschen Freibäder und klimatisierte Einkaufszentren besuchen können. In Seattle wurde hingegen ein Freibad geschlossen, weil dort „gefährliche Temperaturen“ erreicht wurden.

Auch Coronavirus-Impfzentren mussten den Betrieb einstellen. Zum großen Problem wird die Hitze dem Bericht zufolge auch für Landwirtinnen und Landwirte: Die Hitze beeinträchtigt nicht nur die Pflanzen, auch die Feldarbeit wird zur kaum bewältigbaren Herausforderung.

Der kanadische Meteorologe Jeff Berardelli sagte in CBS, dass die Temperaturen „sogar für einen Meteorologen unglaublich“ seien, es handle sich um eine „verrückte Wetterlage“ und ein außergewöhnliches Ereignis. Er verwies dabei auch auf die Klimakrise. Diese mache „das Unmögliche nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich“.