Schulkinder laufen in Gang
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„Möglichst viel Bewegung“

Endlich Ferien nach zweitem CoV-Schuljahr

Das Aufatmen ist wohl bei allen groß: Am Freitag endet im Osten Österreichs das zweite Schuljahr, das ganz im Zeichen der CoV-Pandemie stand. Der Erholungsbedarf bei Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonal und Eltern nach diesem verrückten Jahr ist riesig. Für viele heißt es ab August dann aber Lernen für Nachprüfungen und um entstandene Lücken aufzufüllen.

Das zu Ende gehende Schuljahr war von einer aufgeregten, emotionsgeladenen Dauerdebatte beherrscht, die zwischen zwei Polen schwankte: auf der einen Seite die Bedenken, Schulen könnten ein besonderer Hotspot für CoV-Cluster sein, und auf der anderen Seite die Sorge um die schulische, soziale und psychische Entwicklung der Kinder. Denn nur wenige Wochen nach einem überwiegend normalen Schulstart wähnte man sich im Teil zwei des schlechten Films „Verrückt“: Denn da übernahm die Pandemie erneut die Regie an den heimischen Schulen.

Die Maskenregeln wurden verschärft, ab 1. November wurden die Oberstufen (und die Universitäten) geschlossen, das Homeschooling war zurück. Mit der Verschärfung des zweiten Lockdowns ab 17. November galt für alle Schulstufen Distance-Learning. Erst ab 7. Dezember kehrten Volksschulen und Unterstufen – im Schichtbetrieb – in die Klassen zurück. Nach den Weihnachtsferien ging es gleich wieder zurück ins Distance-Learning.

Schülerin mit CoV-Gurgeltest
APA/Georg Hochmuth
Derzeit sieht es eher nicht danach aus, dass die Testerei im September Geschichte ist

„Back to normal“ Mitte Mai

Erst nach den Semesterferien wurde zumindest der Schichtbetrieb wieder erlaubt – bei durchgängiger FFP2-Maskenpflicht. Erst mit 17. Mai kehrten alle Schülerinnen und Schüler wieder regulär an die Schulen zurück. Trotz Maskenpflicht und dreimaliger Testung pro Woche war es für die meisten eine Erleichterung – und es erleichterte auch das Unterrichten und Lernen.

„Weg von den PCs“

Wichtig sei es nun, dass sich die Kinder wirklich erholen, betonte die leitende Schulpsychologin in Niederösterreich, Andrea Richter, gegenüber ORF.at. Denn: „Alle sind unheimlich erschöpft.“ Das sei zwar grundsätzlich jedes Jahr so, gelte heuer aber ganz besonders. Die ständigen Regeländerungen hätten die gewohnte Routine zusammenbrechen lassen.

Richter empfiehlt „möglichst viel Bewegung, möglichst viel draußen. Und: Weg von den PCs, davon hatten sie genug.“ Jetzt sei die Zeit, andere zu treffen, Freundschaften wiederaufleben zu lassen. Eltern rät die Expertin, gemeinsam etwas mit den Kindern zu unternehmen. Es gehe nicht um tiefschürfende Gespräche, sondern darum, gemeinsam Spaß zu haben, betont sie dabei. Das helfe auch dabei, etwaige Verhaltensänderungen, die im Lauf des Schuljahres eventuell auftraten, besser einschätzen zu können. Also, ob das mit dem durch die Pandemie auf den Kopf gestellten Alltag zusammenhängt oder vielleicht doch eine normale Entwicklung im Zuge der Pubertät ist.

Was das nächste Schuljahr betrifft: Wer eine Nachprüfung hat, sollte sich – gut aufgeteilt – im ganzen August vorbereiten. Bei allen anderen empfiehlt Richter, ab der zweiten August-Hälfte zu schauen, wo Lücken entstanden sind, und diese zu schließen.

Echter Unterricht nicht zu ersetzen

Dass selbst gut organisiertes Distance-Learning den Unterricht in der Klasse nicht ersetzen kann – dieser Beweis, so er denn notwendig war, ist nun jedenfalls erbracht. Eine von vielen Folgen des Homeschoolings: Der Bedarf an Nachhilfe ist deutlich gestiegen. Abgedeckt wurde das vielfach durch kostenlose Angebote – etwa an den Schulen, Volkshochschulen, in der Familie oder durch Nachbarn. Viele werden auch heuer wieder das Angebot der Sommerschule in den letzten beiden Ferienwochen nutzen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Die bezahlte Nachhilfe ging dagegen laut einer jüngsten Umfrage der Arbeiterkammer (AK) bei mehr als 1.000 Eltern leicht zurück. Das könnte freilich auch mit den CoV-Maßnahmen wie Ausgangssperren zusammenhängen.

Schülerin mit Malstiften und Mundschutz
APA/Helmut Fohringer
Die Maske müssen die Kinder zumindest immer griffbereit haben

Insgesamt erhalten bereits 37 Prozent der Schülerinnen und Schüler Nachhilfe. Die Umfrage räumt auch mit der landläufigen Ansicht auf, dass Nachhilfe primär ein notgedrungenes Angebot ist, um das Sitzenbleiben zu verhindern. Allerdings gibt es laut AK auch immer mehr, die sich Nachhilfe nicht leisten können – mehr dazu in noe.ORF.at.

Dauerstresstest für Bildungssystem

Die Pandemie ist längst zu einem Dauerstresstest für das gesamte Bildungssystem geworden. Viele Mängel wurden so klar sichtbar, dass man sie möglicherweise nicht mehr einfach verdrängen wird können. Gerade im komplexen Bildungssystem werden Probleme mangels politischer Einigung traditionell gerne auf die lange Bank geschoben. Dass Tablet- und Laptop-Klassen wenig bringen, wenn es an einer ordentlichen Internetverbindung in der Schule fehlt, ist da nur eine von vielen Erkenntnissen.

Übrigens: Wie das dritte Schuljahr im Zeichen der Pandemie ablaufen wird, ist noch unklar. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann kündigte zuletzt an, dass die Regeln für den Schulstart im August fixiert und bekanntgegeben werden. Jedenfalls werden alle – Lehrpersonal und Schulkinder – am Beginn getestet, um so eventuell etwa aus dem Urlaub mitgebrachte Infektionen herausfiltern zu können. Jedenfalls bleibt zu hoffen, dass es nicht noch eine Fortsetzung – „Verrückt III“ – geben wird.