Experte: Zweitstich nicht unnötig verschieben

Der Mediziner Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums (NIG), hat davor gewarnt, die zweite CoV-Teilimpfung auszulassen oder auch nur unnötig zu verschieben.

Die jetzt grassierende Delta-Variante sei um 60 Prozent ansteckender, so Zwiauer heute bei einer Onlinepressekonferenz. Er verglich die Ausbreitungsgeschwindigkeit mit jener der Beta-Variante: Delta habe sich binnen 30 Tagen so stark verbreitet wie Beta in fünf Monaten.

Nur 30 Prozent Schutz nach erster Impfung

Nach der ersten Teilimpfung betrage der Schutz dagegen Studien zufolge nur etwa 30 Prozent. Deswegen sei es unerlässlich, die Impfserie vollständig zu absolvieren. „Alle, die nicht oder nur einfach geimpft sind, werden sich mit der Delta-Variante anstecken.“ Ein Verschieben der zweiten Teilimpfung über den empfohlenen Abstand hinaus, etwa wegen Urlaubs, sieht er deswegen als Risiko.

Das NIG empfiehlt wegen der neuen Virusvariante wieder kürzere Abstände zwischen erstem und zweitem Stich, nämlich drei bzw. vier Wochen bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Pfizer und Moderna sowie vier bis sechs Wochen beim Vektorimpfstoff von AstraZeneca, bei Johnson & Johnson ist nur eine einmalige Gabe nötig. Kreuzimpfungen mit verschiedenen Vakzinen sind derzeit nicht vorgesehen.

Impfung von jungen Kindern wird noch dauern

Die Einbeziehung sehr junger Kinder werde noch dauern, sagte Zwiauer. Er erwartet um die Jahreswende Studienergebnisse für die Gruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen. In Österreich werden seit Kurzem die Zwölf- bis 15-Jährigen geimpft, mit der gleichen Dosis wie Erwachsene.

Für Jüngere hingegen müssten die Studien erst einmal mit der Dosisfindung beginnen, man habe es in diesem Alter mit einem sehr unerfahrenen, aber stark reaktiven Immunsystem zu tun und würde bei gleicher Dosis eine höhere Immunantwort und wohl auch mehr Impfreaktionen verursachen, als nötig sei.

Generell sei die Risiko-Nutzen-Abwägung auch für Junge, trotz eines vermuteten Zusammenhangs mit Myokarditis (Herzmuskelentzündungen) vor allem bei Burschen, „eindeutig alternativlos zugunsten der Impfung“.