Frankreich öffnet künstliche Befruchtung für alle Frauen

In Frankreich steht die künstliche Befruchtung künftig allen Frauen offen: Die Pariser Nationalversammlung besiegelte gestern ein Gesetz, mit dem erstmals auch Singles und lesbische Paare ihren Kinderwunsch verwirklichen können. Damit wird ein Wahlkampfversprechen von Präsident Emmanuel Macron umgesetzt.

Nach Umfragen unterstützen mehr als zwei Drittel der Franzosen und Französinnen die Öffnung der künstlichen Befruchtung, wie sie in anderen europäischen Ländern – nicht allerdings in Österreich – bereits üblich ist. Bisher mussten alleinstehende Frauen oder lesbische Paare aus Frankreich ins Ausland reisen, um sich dort mit Spendersamen befruchten zu lassen, etwa nach Belgien oder Spanien.

Einfrieren von Eizellen teilweise gestattet

Konservative und kirchliche Gruppen demonstrierten mehrfach gegen die Novelle. Sie argumentieren, das Gesetz beraube Kinder einer Vaterfigur und bedrohe traditionelle Familienstrukturen. Der französische Gesundheitsminister Olivier Veran sprach dagegen von einem „guten Tag“ für Frankreich. Nach seinen Angaben könnten die ersten Kinder unter der Neuregelung „vor dem Jahresende 2021“ gezeugt werden.

Das Gesetz erlaubt es zudem mehr französischen Frauen, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um sie später künstlich zu befruchten. Bisher war eine solche Behandlung nur in Ausnahmefällen erlaubt, etwa wenn eine Krebsbehandlung die Fruchtbarkeit beeinträchtigte.

Darüber hinaus gibt das Gesetz Kindern, die mit Spendersamen gezeugt wurden, das Recht, als Erwachsene die Identität ihres Vaters zu erfragen. Bisher garantierte Frankreich den Spendern Anonymität. Verboten bleibt indes die Leihmutterschaft. Auf diese Weise im Ausland gezeugte Kinder können aber unter Auflagen erstmals von den Behörden anerkannt werden.