Junge Männer stehen auf einem Balkon und winken
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Cov-Ausbruch auf Mallorca

Streit um Zwangsquarantäne für Maturanten

In Spanien ist ein Streit über die Zwangsquarantäne für 249 teils noch minderjährige Schülerinnen und Schüler in einem Hotel auf Mallorca entbrannt. Die Regionalregierung hatte sie aus verschiedenen spanischen Regionen zwangsweise in ein Hotel eingewiesen, weil sie engen Kontakt zu positiv auf das Coronavirus Getesteten hatten. Ein Verwaltungsgericht in Palma entschied am Mittwoch jedoch, dass alle 181 negativ Getesteten das Hotel verlassen dürfen.

Hingegen müssen 51 infizierte Schüler – einige davon noch minderjährig – in dem Hotel bleiben. Das berichteten die Regionalzeitung „Diario de Mallorca“ und andere Medien unter Berufung auf die Justiz. 16 weitere werden in Krankenhäusern der Insel behandelt.

Insgesamt gibt es nach Maturafahrten auf die Mittelmeer-Insel in Spanien mehr als tausend bestätigte Coronavirus-Fälle. Die fast 250 jungen Leute wurden im Hotel „Palma Bellver“ untergebracht, das eigens für Quarantänezwecke von den Behörden angemietet wurde. Viele protestierten in sozialen Netzwerken und mit Transparenten an den Balkonen ihrer Hotelzimmer gegen die zehntägige Quarantäne. Sie sprechen von „Entführung“.

Hotel in Palma de Mallorca
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Das Hotel „Palma Bellver“ wurde zur Quarantänestation für Hunderte Maturantinnen und Maturanten

Berichte über Fluchtversuche

Einige der Schüler, die nun in Zwangsquarantäne im Hotel auf Mallorca sitzen, hatten noch versucht, die Insel zu verlassen. Größtenteils wurden sie aber von der Polizei abgefangen. Auch über vereinzelte Fluchtversuche aus dem Hotel berichteten lokale Medien. Viele der jungen Spanierinnen und Spanier steckten sich mutmaßlich auf einer Fähre zu der Insel sowie bei Partys in Hotelzimmern, an Stränden sowie bei einem Konzert in der Stierkampfarena von Palma an.

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete die Zwangsmaßnahme bereits zuvor als rechtswidrig, wie die „Mallorca Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) berichtete. Die regionale Gesundheitsbehörde habe alle Schüler unter Generalverdacht gestellt, ohne von Fall zu Fall darzulegen, wie es zu einer Infektion gekommen sein könnte.

Zahlen steigen, Sorge vor Delta-Variante

Die Coronavirus-Zahlen steigen in dem 47-Millionen-Einwohner-Land nach längerer Zeit wieder. Die 7-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei fast 58. Sorgen bereitet auch die starke Ausbreitung der als besonders ansteckend geltenden Delta-Variante des Coronavirus im Nachbarland Portugal. Reisende aus Großbritannien, wo die Delta-Variante bereits dominant ist, müssen deshalb bei der Einreise auf die Balearen einen negativen PCR-Test oder einen Nachweis über eine vollständige Impfung vorlegen.

Junge Männer stehen auf Balkon eines Hotels
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Hotelbalkon statt Strand, Quarantäne statt Party

Bewohner der meisten EU-Länder, unter ihnen auch Österreich, können grundsätzlich weiter ohne Test einreisen, weil sie zurzeit nicht auf der Liste der Risikogebiete des spanischen Gesundheitsministeriums stehen. Angesichts der Ansteckungen unter den Maturantinnen und Maturanten gab die Regierung der spanischen Mittelmeer-Region am Montag bekannt, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von organisierten Gruppenreisen einen negativen PCR-Test oder einen Impfnachweis (vollständiger Impfschutz) vorweisen müssen. Das werde für Gruppen ab 20 Personen gelten, die Mallorca, Ibiza, Menorca oder Formentera besuchen, hieß es.