Passagiere auf dem Bahnhof neben einem Nachtzug
ÖBB/Harald Eisenberger
Coronavirus

Weltweite Reisewarnung aufgehoben

Das Außenministerium hat die vor 15 Monaten verhängte weltweite Coronavirus-Reisewarnung aufgehoben. Wie ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mitteilte, sind ab sofort nur noch einige wenige Virusvariantengebiete wie Brasilien, Südafrika, Indien und Großbritannien rot eingefärbt. Komplett „grün“ ist die Einreise aus den EU-Staaten und den drei Westbalkan-Staaten Serbien, Nordmazedonien und Albanien.

Der Großteil der außereuropäischen Länder werde von Rot auf Orange geschaltet, so Schallenberg weiter. Eine Einreise aus orange Ländern ist nur möglich, wenn man vollständig geimpft ist (14 Tage nach der zweiten Impfdosis) oder als Genesener eine Impfdosis erhalten hat und danach ebenfalls 14 Tage vergangen sind.

Auf der grünen Liste finden sich weiters einige außereuropäische Länder wie die USA, Saudi-Arabien, Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea und Thailand. Schallenberg äußerte sich zuversichtlich, dass noch im Juli auch die drei weiteren Westbalkan-Staaten Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Montenegro auf die grüne Liste kommen.

Verkehrsstaatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Schallenberg, dass es schon jetzt wieder vermehrt internationale Flüge aus Wien gebe. „Wir spüren den Aufwind“, sagte Brunner. Er wies darauf hin, dass auch die Landeverbote auslaufen werden.

Weiter keine US-Urlaubsreisen

Brunner ergänzte, dass im Zuge der Lockerungen auch das Erfordernis zum Ausfüllen von Formularen („Pre-Travel-Clearance“) bei der Einreise nach Österreich wegfällt. Auf die Frage, wie es die von Österreich grün geschalteten EU-Staaten mit ihren jeweiligen Einreiseformularen halten, hieß es gegenüber der APA, dass Österreich keinen Einfluss darauf habe und sich die Situation rasch ändern könne. Daher werde Reisenden dringend empfohlen, sich über die Auslandsservice-App des Außenministeriums bezüglich der geltenden Regeln im Zielland zu informieren.

Außereuropäisch gibt es allerdings noch nicht überall Wechselseitigkeit. So weigern sich etwa die von Österreich ebenfalls auf Grün gestellten USA weiterhin, Einreisen von Urlaubsgästen zuzulassen, wie Schallenberg bestätigte. Man spreche dieses Thema aber in den USA an, äußerte der Außenminister die Hoffnung, dass voll geimpfte Personen schon „sehr bald“ in die USA werden einreisen können.

Verschärfungen vorbehalten

„Wir alle haben uns diese Sommerpause verdient“, sagte Schallenberg. Er wies zugleich darauf hin, dass „das Virus nicht verschwunden ist“. Daher handle es sich um einen „Sommer mit erhöhtem Schutzfaktor und einem Restrisiko“. Er schloss eine mögliche neuerliche Verschärfung der Reisehinweise nicht aus. Auf eine Nachfrage nannte er konkret etwa Russland, das aktuell den Status Orange hat. Hier gebe es „Fragezeichen“.

Verwiesen wurde auch auf die kurzfristige Reisewarnung, die Deutschland für Portugal ausgesprochen hat. Solche Fälle seien nicht ausgeschlossen. Schallenberg wies darauf hin, dass die Reiseveranstalter in solchen Fällen ein Rücktrittsrecht einräumen. Zugleich empfahl der Minister Reisenden, eine Rücktrittsversicherung abzuschließen. Er selbst werde das tun, „um sicherzugehen“.

Schallenberg und Brunner beklagten auf Nachfragen auch, dass viele Menschen noch auf eine Entschädigung für im Vorjahr ausgefallene Reisen warten. Die Reiseveranstalter hätten das „schon längstens regeln sollen“, kritisierte der Außenminister. Brunner sagte, dass die EU-Fluggastrechteverordnung in diesem Punkt „ganz klar“ sei und die Republik etwa bei der AUA-Rettung intensiv darauf gedrängt habe, dass die Lufthansa-Tochter ihren Verpflichtungen gegenüber Reisenden nachkomme. Laut Brunner werde derzeit im Nationalrat über eine Stärkung der Fluggastrechte via Luftfahrtgesetz beraten.

„Grüner Pass“ für EU in Kraft

Zur Ankurbelung und Erleichterung des Reiseverkehrs soll innerhalb der EU auch der „Grüne Pass“ dienen, der am Donnerstag in Kraft trat. Damit kann über einen QR-Code nachgewiesen werden, dass eine Person gegen das Coronavirus geimpft bzw. negativ getestet wurde oder eine Infektion überstanden hat. Das Zertifikat wird in allen 27 EU-Ländern sowie in der Schweiz, Island, Norwegen und Liechtenstein anerkannt. Das Reisen innerhalb Europas soll damit einfacher werden.

EU-weiter „Grüner Pass“ in Kraft

Der „Grüne Pass“ der EU ist am 1. Juli in Kraft getreten.

Länder mit eigenen Auflagen

Dennoch gibt es unterschiedliche Auflagen bei der Einreise in die Staaten. Bei den Einreisevorschriften der einzelnen Länder ist etwa die Dauer der Gültigkeit von Genesungszertifikaten und Testergebnissen unterschiedlich geregelt, ebenso das Mindestalter, ab dem ein Test erforderlich ist. Unterschiedlich ist auch die Frist, ab wann eine Impfung anerkannt wird. Zusätzlich ist in vielen Ländern eine Registrierung vor der Einreise verpflichtend.

Vor Reise informieren

Da sich die Bestimmungen laufend und rasch ändern, empfiehlt es sich, sich vor der Reise zu informieren: Detaillierte Informationen über die Erfordernisse der einzelnen Länder finden sich auf der EU-Seite Re-open EU . Aktuelle Reiseinformationen sind auch auf der Seite des Außenministeriums abrufbar. Die Einreiseregeln für Österreich sind auf der Homepage des Gesundheitsministeriums angeführt. Auskunft geben auch Beförderungs- und Reiseunternehmen.

Die Wege zum „Grünen Pass“

In Österreich ist der „Grüne Pass“ mit Handysignatur oder Bürgerkarte auf dem Öffentlichen Gesundheitsportal erhältlich. Bisher wurden bereits 3,4 Mio. Zertifikate abgerufen, teilte das Gesundheitsministerium der APA am Mittwoch mit.

Eine weitere Möglichkeit, an das Zertifikat zu kommen, ist über den direkten Link, den man nach einem Coronavirus-Test und teils auch nach der Impfung zugeschickt bekommt. Über Direktlinks nach Tests wurden bisher 9,8 Mio. Zertifikate abgerufen.

Zusätzlich stehen laut Gesundheitsministerium mehrere Offline-Möglichkeiten zur Verfügung: Personen, die bis Ende Juni vollständig geimpft sind, erhalten ihr Impfzertifikat per Post. Ein Ausdruck ist auch bei niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen, Apotheken, Kundenservicestellen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und Teststellen möglich. Bei Fragen steht die AGES-Hotline unter der Telefonnummer 0800 555 621 zur Verfügung.