Besucher beim Filmfestival
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Mehr Angebot als Nachfrage

Impfevents sollen Unentschlossene ködern

Vor Kurzem sind die Wartelisten lang gewesen, und die Zahl jener, die auf eine baldige Impfung gehofft haben, hat in allen Bundesländern das Angebot an Impfstoffen weit übertroffen. Mittlerweile hat sich die Situation gewendet. Die Impfstofflieferungen haben wie geplant zugenommen. Mit niederschwelligen Angeboten versuchen die Bundesländer mehr Menschen zu erreichen – und so die Durchimpfungsrate noch vor dem Herbst zu steigern. Impf-Goodies, wie es sie in anderen Ländern gibt, sind in Österreich nicht geplant.

„Am liebsten sind uns 80 Prozent“, sagte Impfkoordinatorin Katharina Reich zuletzt in der ZIB2 im Hinblick auf die angestrebte Durchimpfungsrate und die Delta-Variante. Das ist ein ambitioniertes Ziel für den Herbst: Momentan sind knapp 53 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zumindest teilimmunisiert, 34 Prozent sind vollständig geimpft.

Anreize – etwa in Form von Gutscheinen – soll es laut Bundesregierung nicht geben. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigten sich am Mittwoch skeptisch, ob es richtig sei, die Menschen für die Impfung zu bezahlen. Dass die Bundesländer und Gemeinden kreativ werden, was das niederschwellige Angebot angeht, sei hingegen begrüßenswert.

Impfung ohne Anmeldung in Wien

In Wien ist kommende Woche eine Impfung ohne Anmeldung im Austria Center möglich. Dort steht AstraZeneca-Impfstoff für 10.500 Menschen bereit, einen Zweittermin vier Wochen später erhält man ebenfalls direkt – mehr dazu in wien.ORF.at.

Quasi an Laufpublikum wendet sich ab Samstag eine Impfbox auf dem Wiener Rathausplatz. Dort wird während des Filmfestivals täglich ab 17.00 Uhr mit Johnson-&-Johnson- und Biontech-Pfizer-Impfstoff geimpft. Anmeldung ist dafür ebenfalls keine notwendig, bis zu 200 Personen könnten so jeden Tag geimpft werden, heißt es – mehr dazu in wien.ORF.at

Oberösterreich testet Pop-up-Impfstationen

In Oberösterreich testet man ab Montag im Linzer Einkaufszentrum Passage die erste Pop-up-Impfstation. Ohne Anmeldung wird dort der Einmalimpfstoff Johnson & Johnson verabreicht.

„Wir wissen, dass viele Menschen in den Einkaufszentren sind. Wir probieren das jetzt einmal mitten in Linz aus, sind aber auch schon in guten Gesprächen mit der PlusCity (Pasching, Großraum Linz, Anm.). Es sind aber auch andere Einkaufszentren willkommen“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP). Auch regionale Initiativen von Gemeinden und Lehrlingsimpfungen sollen forciert werden – mehr dazu in ooe.ORF.at

„Stich-Tag“ in der Steiermark

Auch die Steiermark plant laut Impfkoordinator Michael Koren über den Sommer verteilt eine Reihe von Sonderaktionen. Am 17. Juli können sich alle Kurzentschlossenen in den Impfstraßen von Graz, Bruck/Mur, Premstätten und Gleisdorf ohne Anmeldung ihre erste Dosis AstraZeneca abholen. Zwischen 15. und 31. August wird es in drei Shoppingcentern ein Impfangebot geben – unter dem Motto „Stich-Tag“ versucht man damit einen einfachen Zugang zu ermöglichen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Ampelsystem bei Tiroler Impftag

In Tirol werden am Sonntag 16.000 Impfdosen ohne Anmeldung vergeben. Anhand eines Ampelsystems können sich Impfbereite online über Wartezeiten sowie die Verfügbarkeit der Impfstoffe (Biontech und Pfizer, AstraZeneca und Johnson & Johnson) in den Impfzentren informieren. Mit dem Angebot will man alle Personen, die noch keinen Impftermin haben und in Tirol dauerhaft wohnhaft oder beruflich tätig sind erreichen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Kärnten fährt Impfstraßen zurück

In Kärnten geht die Nachfrage deutlich zurück, es sei deshalb geplant, die Impfstraßen zurückzufahren. Wenn nicht plötzlich sehr viel mehr Anmeldungen kommen, werde man Mitte August so weit alle Anmeldungen erfüllt haben, so Impfkoordinator Gerd Kurath. Man plane, eine Impfstraße aufrechtzuerhalten. Gebe es mehr Nachfrage, werde man mehr impfen. Jetzt komme es darauf an, dass die Impfkampagnen greifen, so Kurath – mehr dazu in kaernten.ORF.at

„Wir müssen einfach schnell impfen“

Politik und Experten drängen einhellig auf eine möglichst schnelle Durchimpfung. In den kommenden Wochen werde die ansteckendere Delta-Variante auch in Österreich die dominierende Variante werden, ein sehr hohes Tempo bei den Impfkampagnen sei der ECDC zufolge deshalb äußerst wichtig. Zu diesem Zeitpunkt sei zudem entscheidend, die Zweitimpfung innerhalb der geringsten zugelassenen Zeitspanne nach der Erstimpfung zu verabreichen, um Gefährdete zu schützen. Noch immer bestehe für zu viele Menschen das Risiko, ernsthaft an Covid-19 zu erkranken. Gerade Jüngere, die nicht zu den Zielgruppen der Impfkampagnen gehörten, seien gefährdet.

Der deutsche Virologe Christian Drosten spricht von einem „Rennen“ mit der Delta-Variante, in dem man sich befinde. Er plädierte angesichts der Entwicklung dafür, das Bewusstsein für die Bedeutung der Impfung zu stärken. „Wir müssen einfach schnell impfen“, sagte der Experte der Berliner Charite im Podcast „Coronavirus-Update“ (NDR-Info). Reiche das nicht, müsse man erneut mit Kontaktbeschränkungen gegensteuern.