Polizei stellt Straßensperren in Jakarta auf
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Hunderte Millionen Menschen

Lockdown Herausforderung für Indonesien

Auf den indonesischen Inseln Java und Bali errichtet die Polizei Straßensperren und mehr als 400 Kontrollpunkte, um einen strengen Lockdown für Hunderte Millionen Menschen durchzusetzen. Indonesien kämpft zurzeit gegen eine der größten Coronavirus-Wellen in Asien. Mit den Beschränkungen soll die Zahl der Neuinfektionen auf täglich weniger als 10.000 gesenkt werden.

Am Freitag verzeichnete Indonesien 25.830 Neuinfektionen und 539 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. In dem Land breitet sich vor allem die hochansteckende Delta-Variante aus. Die Einschränkungen sollen zunächst vom 3. bis 20. Juli gelten, kündigte Präsident Joko Widodo am Donnerstag in einer Fernsehansprache an. „Diese Lage hat uns gezwungen, striktere Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Widodo.

Im viertbevölkerungsreichsten Staat der Erde mit 270 Millionen Einwohnern wurden bisher fast 2,2 Millionen CoV-Fälle bestätigt. Mehr als 58.000 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Die wichtige Tourismusindustrie auf beliebten Inseln wie Bali liegt seit März 2020 am Boden.

Menschen stellen sich auf Bali für eine Impfung an
APA/AFP/Sonny Tumbelaka
Auf Bali stellen sich zahlreiche Menschen an, um sich für eine Impfung registrieren zu lassen

Gesundheitssystem vor Zusammenbruch

Betroffen von der Ausbreitung des Coronavirus sind derzeit insbesondere die Hauptstadt Jakarta, die gesamte Insel Java und eben das als Urlaubsinsel bekannte Bali. Nach Regierungsangaben müssen Schulen, Moscheen und auch Einkaufszentren schließen. Essen in Restaurants sind wieder verboten, nur noch Speisen zur Mitnahme und Lieferung sind erlaubt.

Leere Straßen in Jakarta
APA/AFP/Bay Ismoyo
Ein Blick auf Jakarta im Lockdown

Zudem sollen Arbeit im Homeoffice und Onlineunterricht die CoV-Neuinfektionen auf weniger als 10.000 pro Tag senken. Die örtlichen Behörden hatten bereits zuvor vor der Ausbreitung hochansteckender Virusvarianten gewarnt. Vor einem Zusammenbruch des überlasteten Gesundheitssystems wird gewarnt.

Patienten mussten abgewiesen werden

Jan Gelfand, Leiter der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) in Indonesien, sprach von einer drohenden „Covid-19-Katastrophe“. Auch der örtliche Ärzteverband hatte zuletzt erklärt, dass das Gesundheitssystem auf Java völlig überlastet sei und Patienten mittlerweile abgewiesen worden seien.

Delta-Variante: Neuinfektionen in Indonesien steigen stark

In Indonesien breitet sich die hochansteckende Delta-Variante zunehmend aus. In weniger als einem Monat hat sich die Zahl der Neuinfektionen mehr als verdoppelt.

Die Krankenhäuser in Jakarta und einigen Teilen Javas hatten in den vergangenen Wochen massenweise neue Patientinnen und Patienten aufnehmen müssen. Einige Kliniken arbeiten wegen der Überlastung bereits mit zusätzlichen Zelten bzw. müssen Patienten und Patientinnen ablehnen, hieß es auch aus Medien.

Ein an CoV erkrankter Mann wird in Bekasi abtransportiert
AP/Achmad Ibrahim
Ein CoV-Patient auf einer Bahre in einem Notfallszentrum

Vorwürfe gegen Regierung

Der indonesischen Regierung wird vorgeworfen, unzureichend auf die Pandemie reagiert zu haben. Widodo hatte zuvor erklärt, dass begrenzte Maßnahmen notwendig seien, um der Wirtschaft des Landes nicht zu schaden.

Nach offiziellen Zahlen hat Indonesien mehr als 2,1 Millionen Ansteckungen mit dem Virus verzeichnet. Es wird allerdings eine hohe Dunkelziffer vermutet. Indonesien plant, bis Anfang nächsten Jahres 180 Millionen seiner 270 Millionen Einwohner gegen Covid-19 zu impfen. Die aktuelle Impfquote liegt allerdings erst bei fünf Prozent.