Rettungskräfte am zerstörten Champlain Towers South Condo Gebäude in Miami
Reuters/Miami Dade Fire Department
Florida

Eingestürztes Gebäude soll abgerissen werden

Nach dem Teileinsturz eines Hochhauses im US-Bundesstaat Florida vor gut einer Woche sind Rettungskräfte rund um die Uhr fieberhaft im Einsatz. Erst zuletzt wurden unter den Trümmern weitere Leichen entdeckt. Doch nun droht ein neues Hindernis die Suche zu erschweren – ein Hurrikan könnte sich aus der Karibik auf den Unglücksort zubewegen. Nun soll der noch stehende Gebäudeteil abgerissen werden.

Sie habe eine entsprechende Anordnung unterzeichnet, sagte die Verwaltungschefin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, am Freitag (Ortszeit). Das Gebäude stelle eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit dar, sagte die Verwaltungschefin. „Wir wissen, dass das Gebäude nicht stabil ist und abgerissen werden muss.“

Das Gebäude mit rund 130 Wohneinheiten war vergangene Woche in der Nacht auf Donnerstag teilweise eingestürzt. Mit großer Sorge schauen die Behörden in Miami auch auf Hurrikan „Elsa“, dessen Ausläufer die Region in den kommenden Tagen treffen könnten. „Es ist aber zu früh, um zu wissen, ob wir in Gefahr sind“, sagte Levin Cava.

Abriss nicht „über Nacht“ durchzuführen

Fachleute fürchten, dass der Wind großen Schaden anrichten und die verbliebene Gebäuderuine sogar einstürzen könnte. Levin Cava betonte aber, dass ein Abriss vor dem Sturm unmöglich sei, das ginge nicht „über Nacht“. Höchste Priorität habe weiter die Suche nach Verschütteten. Zugleich sagte die Verwaltungschefin, oberste Priorität der Behörden sei weiterhin der Such- und Rettungseinsatz an dem Gebäude im Küstenort Surfside.

Rettungskräfte am zerstörten Champlain Towers South Condo Gebäude in Miami
AP/Mark Humphrey
Hunderte Rettungskräfte standen zuletzt rund um die Uhr im Einsatz

Zahl der Toten auf 22 gestiegen, Dutzende vermisst

Nach der Entdeckung zweier weiterer Leichen stieg die Zahl der Todesopfer auf 22. Zu den kürzlich geborgenen Todesopfern gehöre auch die siebenjährige Tochter eines Feuerwehrmanns. Nach wie vor werden 126 Personen vermisst. In den vergangenen Tagen waren mehrere hundert Retter im Einsatz – mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät. „Das ist so unerträglich für alle“, sagte Levin Cava.

Der Leiter der örtlichen Feuerwehr, Alan Cominsky, sagte mit Blick auf Hurrikan „Elsa“, man müsse nun schauen, in welche Richtung er sich bewegen werde und dann entsprechend reagieren. „Stellen Sie sicher, dass Sie einen Plan haben, um sich in Sicherheit zu bringen, falls der Hurrikan näher an unsere Küste kommt“, warnte die demokratische Abgeordnete Debbie Wasserman Schultz die Bürgerinnen und Bürger.

Gutachten sah 2018 „große strukturelle Schäden“

Das zwölfstöckige Wohngebäude Champlain Towers South war in der Nacht zum 24. Juni teilweise eingestürzt. Die genaue Ursache für das Unglück ist nach wie vor unbekannt. Ein Gutachten hatte aber bereits 2018 „große strukturelle Schäden“ an dem 1981 fertiggestellten Gebäude festgestellt. Vor drei Jahren warnten Experten in einem Bericht der Stadt vor strukturellen Mängeln.

In Florida werden Gebäude nach 40 Jahren auf ihre Sicherheit überprüft, das Gutachten diente der Vorbereitung der Zertifizierung. Zuletzt gab es in der „Washington Post“ und anderen US-Medien Berichte über einen Brief des Eigentümervorstands aus dem April 2021. Demzufolge seien die Schäden, die 2018 in dem Gutachten aufgelistet worden waren, nun sehr viel weiter vorangeschritten gewesen, wie es in dem Brief hieß.

Sanierungskosten betrugen offenbar 15 Mio. US-Dollar

Der Eigentümervorstand erklärte den anderen Eigentümerinnen und Eigentümern, warum fast 15 Mio. US-Dollar für die Sanierung nötig seien. „Wenn man das Abplatzen des Betons direkt sehen kann, bedeutet das, dass der Träger, der ihn zusammenhält, unter der Oberfläche rostet und sich die Tragkraft verschlechtert“, hieß es im Brief. Und weiter: „Bitte beachten Sie, dass sich der ursprüngliche Arbeitsumfang des Berichts aus 2018 vergrößert hat.“ Auf diesen Bericht hin sei allerdings nichts passiert.

Auch wurde in mehreren Medien über ein Einsinken des Gebäudes um zwei Millimeter pro Jahr berichtet. Die Champlain Towers South befinden sich auf trockengelegtem Sumpfland. In einem Modell der „Washington Post“ ist zu sehen, wie ein Absinken der tragenden Säulen im Gebäude sich auf die Statik des gesamten Gebäudes ausgewirkt haben könnte.