Demo gegen Krisenmanagement Bolsonaros

Nach der Aufnahme von Korruptionsermittlungen gegen Staatschef Jair Bolsonaro haben Tausende Brasilianer erneut gegen die CoV-Politik seiner Regierung und für eine Beschleunigung der Impfkampagne demonstriert. In mehr als 110 brasilianischen und Dutzenden europäischen Städten gingen Demonstranten gestern auf die Straßen, wie das brasilianische Nachrichtenportal G1 berichtete. Ursprünglich waren erst wieder für den 24. Juli Proteste geplant gewesen.

Demonstranten in Sao Paulo
Reuters/Mariana Greif

Die Organisatoren hatten nach den jüngsten Korruptionsvorwürfen gegen Bolsonaro jedoch kurzfristig schon für gestern zu Demonstrationen aufgerufen. Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hatte am Freitag eine Untersuchung gegen den brasilianischen Präsidenten wegen Korruptionsvorwürfen eröffnet.

Verdacht auf Amtsmissbrauch

Hintergrund ist die Bestellung von 20 Millionen Dosen des indischen CoV-Impfstoffs Covaxin. Eine Gruppe von Senatoren stellte diese Woche Strafanzeige gegen Bolsonaro wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch, weil er Hinweise auf mögliche Korruption bei der Abwicklung des Impfstoffdeals im Gesamtwert von umgerechnet mehr als 250 Millionen Euro ignoriert haben soll.

Bolsonaro sagte, er habe keine Kenntnis von Unregelmäßigkeiten gehabt. Die indische Firma Bharat Biotech teilte mit, der Preis für eine Dose Covaxin für ausländische Regierungen liege zwischen 15 und 20 Dollar. Der Preis für Brasilien sei in diesem Rahmen gelegen.

Bolsonaro bestreitet Fehlverhalten

Der Covaxin-Deal stand zuletzt auch im Mittelpunkt eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der die Handlungen und Unterlassungen von Präsident Bolsonaro in der CoV-Pandemie beleuchtet. Der Staatschef hat die Gefährlichkeit des Virus und den Sinn von Impfungen schon mehrfach in Zweifel gezogen. Die Eröffnung eines Amtsenthebungsverfahrens, wie es die Demonstranten fordern, hängt jedoch vom Präsidenten der Abgeordnetenkammer ab – dieser gilt als Verbündeter der Regierung Bolsonaros.

Ein Untersuchungsausschuss des Senats hat den Verdacht erhoben, dass der Impfstoff überteuert und dass Korruption im Spiel war. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe setzte die Regierung den Vertrag aus. Bolsonaro bestreitet jedes Fehlverhalten.