Kontollierte Sprengung des Champlain Towers in Miami
Reuters/Marco Bello
Sicherheitsbedenken

Hochhausruine in Miami gesprengt

Wegen des herannahenden Tropensturms „Elsa“ ist das teilweise eingestürzte Wohnhaus in Miami im US-Bundesstaat Florida am Sonntagabend (Ortszeit) komplett abgerissen worden. 121 Menschen gelten weiterhin als vermisst, der Sucheinsatz sollte nach der Sprengung wieder anlaufen.

Die Instabilität der Ruine sei gefährlich gewesen und habe den Fortschritt des Bergungseinsatzes im vor elf Tagen eingestürzten Teil behindert, hatte die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, vor der kontrollierten Sprengung gesagt.

Anrainer und Anrainerinnen des Stadtviertels von Surfside waren vor der Sprengung aufgefordert worden, in ihren Häusern zu bleiben und Türen und Fenster zum Schutz vor Staub und kleineren Partikeln geschlossen zu halten. Der Such- und Rettungseinsatz in den Trümmern, unter denen noch verschüttete Menschen vermutet werden, war am Samstag unterbrochen worden.

Reste von Hochhausruine in Florida gesprengt

Die Gebäudereste des in Miami teilweise eingestürzten Wohnkomplexes sind kontrolliert gesprengt worden.

Sucheinsatz wird fortgesetzt

Der Bergungseinsatz werde aber fortgesetzt, sobald Abschnitte der Unglücksstelle sicher seien, versicherte Levine Cava. Zunächst hatten die Behörden gesagt, die Abrissarbeiten könnten mehrere Wochen dauern. Allerdings gibt es kaum noch Hoffnungen, Überlebende in den Trümmern zu finden. Bis Samstag wurden 24 Todesopfer entdeckt, 121 Menschen wurden noch vermisst.

Das Unternehmen, das für die Sprengung engagiert worden war, hat nach Angaben der „New York Times“ nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auch an den Arbeiten am World Trade Center mitgewirkt. Es sei darauf spezialisiert, mit kontrollierten Explosionen große Bauwerke in städtischen Gebieten zum Einsturz zu bringen. Für die Hochhausruine in Surfside seien kleine Sprengsätze verwenden worden, damit das Gebäude in sich zusammenfällt.

Polizeiboot sperrt Gebiet um die Ruine des Champlain Towers in Miami ab
Reuters/Marco Bello
Polizeiboote sperrten das Gebiet um die Ruine des strandnahen Gebäudes ab

Nach dem Unglück hatten die Bewohnerinnen und Bewohner des noch stehenden Gebäudeteils aus Sicherheitsgründen nicht mehr zurück in ihre Wohnungen gedurft – auch nicht, um vor dem Abriss persönliche Gegenstände herauszuholen.

Sorge vor Tropensturm

Die Sprengung wurde schließlich aus Sorge um die Stabilität der Ruine wegen des nahenden Tropensturms vorgezogen. Ausläufer des Sturms „Elsa“ mit möglicherweise heftigen Windböen und starkem Regen werden ab Montagabend im Süden Floridas erwartet.

„Elsa“ hinterließ in der Karibik bereits Verwüstungen: In der Dominikanischen Republik und in Santa Lucia starben drei Menschen. Die Behörden auf Jamaika und Kuba warnten vor Überschwemmungen, Sturmböen und Schlammlawinen. Auf Barbados wurden Hunderte Häuser beschädigt. Der Sturm soll allerdings an Kraft verlieren, je näher er der Küste Floridas kommt.

Grafik zum Tropensturm „Elsa“
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: NOAA

Den Bergungsarbeiten in Miami setzte jedoch nicht nur der sich nähernde Sturm zu: Eines der Suchteams musste aufgrund eines CoV-Ausbruchs aufgelöst werden. Der Chef der Feuerwehr von Miami-Dade, Alan Cominsky, gab am Wochenende mehrere Fälle in einem der Suchteams bekannt. Alle Betroffenen seien isoliert und ihre Kontaktpersonen ausfindig gemacht worden.

Trümmer nach der kontollierten Sprengung des Champlain Towers in Miami
Reuters/Marco Bello
Trümmer unter Planen nach der kontrollierten Sprengung des Champlain Towers South

Das zwölfstöckige Wohngebäude Champlain Towers South mit rund 130 Wohneinheiten war in der Nacht auf den 24. Juni teilweise eingestürzt. Die genaue Unglücksursache ist weiterhin unbekannt. Ein Gutachten hatte aber bereits 2018 „große strukturelle Schäden“ an dem 1981 fertiggestellten Gebäude festgestellt.

Warnungen in den Wind geschlagen

Zuletzt gab es in der „Washington Post“ und anderen US-Medien Berichte über einen Brief des Eigentümervorstands von April. Diesem zufolge seien die Schäden, die 2018 in einem Gutachten aufgelistet worden waren, nun sehr viel weiter vorangeschritten gewesen, wie es in dem Brief hieß.

Menschen trauern um die Verstorbenen des Hochhauseinsturzes in Miami
AP/Miami Herald/Carl Juste
Wie viele der Vermissten sich zum Unglückszeitpunkt tatsächlich in dem Gebäude aufhielten, ist unklar

Der Eigentümervorstand erklärte den anderen Eigentümerinnen und Eigentümern, warum fast 15 Mio. US-Dollar für die Sanierung nötig seien. „Wenn man das Abplatzen des Betons direkt sehen kann, bedeutet das, dass der Träger, der ihn zusammenhält, unter der Oberfläche rostet und sich die Tragkraft verschlechtert“, hieß es im Brief. Und weiter: „Bitte beachten Sie, dass sich der ursprüngliche Arbeitsumfang des Berichts aus 2018 vergrößert hat.“ Auf diesen Bericht hin sei allerdings nichts passiert.