App des chinesischen Onlinerekrutierer Zhipin.com
Reuters/Florence Lo
Nicht nur Uber-Konkurrenten

China setzt US-gelistete Firmen unter Druck

Nach dem chinesischen Fahrdienstvermittler Didi Chuxing sind drei weitere jüngst in den USA an der Börse gelistete Onlineplattformen ins Visier der chinesischen Behörden geraten. Peking führt Datenschutz- und Sicherheitsbedenken als Gründe an.

Betroffen sind die Lastwagenvermittler Yunmanman und Huochebang der Full Truck Alliance Co. sowie die Personalvermittlung Boss Zhipin. Die drei Unternehmen dürfen wie auch Didi keine neuen Kunden und Kundinnen mehr annehmen. Die Aufsichtsbehörden in Peking sind zuletzt gegen eine ganze Reihe chinesischer Internetfirmen vorgegangen und hatten strengere Regeln für sie angekündigt.

Am Sonntag waren chinesische App-Stores von der Behörde für Cyberspace (CAC) angewiesen worden, keine Software des Konkurrenten des US-Fahrtdienstvermittlers Uber mehr anzubieten. Bei Didi seien „schwerwiegende Verstöße“ im Umgang mit personenbezogenen Daten festgestellt worden. Didi teilte mit, daran zu arbeiten, seine App gemäß den Anforderungen zu korrigieren. Die bestehenden Nutzer, darunter 377 Millionen allein in China, können den Dienst weiter normal nutzen.

App des chinesischen Fahrdienstvermittlers Didi
Reuters/Florence Lo
Didi sammelt eine gewaltige Menge an Mobilitätsdaten – Peking wird das zu viel

Behörde sieht „schwerwiegende“ Datenrechtsverstöße

Dem Unternehmen drohen wegen der Restriktionen der chinesischen Digitalaufsicht finanzielle Einbußen. Der Vorstand gehe davon aus, dass die Sperre der App für neue Nutzergruppen den Umsatz in China schmälern könnte, teilte Didi am Montag mit. Analysten befürchten unterdessen keinen bemerkenswerten Gewinnrückgang, da die bestehende Nutzerbasis in China groß sei. Didi meldete für das erste Quartal einen Umsatz von rund 42,2 Mrd. Yuan (5,5 Mrd. Euro), wovon mehr als 90 Prozent auf die Mobilitätssparte in China entfallen. Zusätzlich ist das Unternehmen in 15 weiteren Ländern tätig.

Die Pekinger Behörde rechtfertigte die Löschung der App in den Stores mit „schwerwiegenden Verstößen“ bei der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten. Das Unternehmen müsse die Probleme lösen. Auch gebe es Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit.

Didi teilte mit, dass es die Registrierung neuer Nutzerinnen und Nutzer bereits mit 3. Juli gestoppt habe und nun daran arbeite, seine App gemäß den regulatorischen Anforderungen zu korrigieren. Man werde vollumfänglich kooperieren, teilte der Uber-Rivale mit. Vor dem Börsengang hätte man nicht gewusst, dass die CAC eine Untersuchung einleiten oder eine Aussetzung von App-Downloads anordnen würde.

Börsengänge „können sehr gefährlich sein“

Die Maßnahmen geschehen inmitten eines weit verbreiteten regulatorischen Drucks auf inländische Tech-Firmen, der sich auf wettbewerbswidriges Verhalten und Datensicherheit konzentriert und mit der Absage eines 37 Milliarden Dollar schweren Börsengangs der Alibaba-Fintech-Tochter Ant Group Ende letzten Jahres begann.

„Sowohl die Absage des Ant-Börsengangs als auch die jetzige Aktion gegen Didi zeigt, dass Börsengänge in China sehr gefährlich sein können, da sie ein Licht auf die Größe und den Betrieb eines Unternehmens werfen, das zu einer behördlichen Überprüfung einlädt“, sagte Martin Chorzempa, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics.

Die Anordnung gegen Didi ist eine der öffentlichkeitswirksamsten Maßnahmen der CAC seit ihrer Gründung im Jahr 2014 und deutet auf wachsende Zweifel bezüglich der Datensicherheit von Unternehmen hin, die in den Vereinigten Staaten gelistet sind.

Parteiblatt: „Superdatenbank“ nicht zu gestatten

„Für eine Regierung, die darauf bedacht ist, ihre einheimischen Champions zu präsentieren, würde man denken, dass China diese Probleme rechtzeitig und privat behandeln möchte“, sagte Zennon Kapron, Leiter der Forschungs- und Beratergruppe Kapronasia. „Die Tatsache, dass das nicht geschieht, ist ein klares Indiz dafür, dass China diese Unternehmen als Warnung für andere Tech-Firmen nutzen will.“

Die „Global Times“, ein Boulevardblatt, das von der offiziellen Zeitung der regierenden Kommunistischen Partei Chinas, „People’s Daily“, herausgegeben wird, schrieb am Montag, dass Didis offensichtliche „Big-Data-Analyse“-Fähigkeit ein Risiko für die persönlichen Daten darstellen könnte.

„Keinem Internetgiganten kann erlaubt werden, eine Superdatenbank der persönlichen Informationen der Chinesen zu werden, die mehr Details enthält, als das Land hat. Diesem Unternehmen kann nicht erlaubt werden, die Daten zu verwenden, wie sie wollen“, hieß es in dem Artikel.