Pressekonferenz mit Hanife Ada (Aktive bei StoP), Nikola Furtenbach (Koordination in Bregenz), StoP-Gründerin Sabine Stövestand, Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und AÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer
APA/Hans Punz
Gewaltprävention

Auch Nachbarn sollen mithelfen

Während der CoV-Pandemie hat es Kontakte zu meiden gegolten, der verordnete Rückzug in die eigenen vier Wände hat aber zu vermehrtem Auftreten von Konflikten und einem Anzeigenanstieg wegen häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder geführt. Das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“, das Nachbarn ermutigen soll, sich für Gewaltprävention zu engagieren, soll deshalb ausgebaut werden, so Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Montag. Hintergrund ist auch der mutmaßliche Mord an einer 13-Jährigen.

„Wir werden Gewalt nur dann eindämmen können, wenn alle Teile der Gesellschaft zusammenhalten. Nachbarn sind oft die Ersten, die Gewalt bemerken, da setzt StoP an“, sagte Mückstein am Montag bei einer Pressekonferenz. Das Sozialministerium wolle weiterhin den Opferschutz im Fokus behalten, um aber Gewalttaten in Zukunft zu verhindern, würden nun zusätzlich vier Millionen Euro für Präventionsprojekte zur Verfügung gestellt werden.

Mit ein Grund für die Aufstockung des Budgets sei die Tötung eines 13-jährigen Mädchens aus Tulln gewesen, hieß es bei der Pressekonferenz. Am Sonntag war in Zusammenhang damit über einen weiteren Mann die Untersuchungshaft verhängt worden – mehr dazu in wien.ORF.at.

Gewaltschutz soll gefördert werden

Ein Projekt soll nun aufzeigen, wie Gewalt gegen Frauen und Kinder verhindert werden kann. 650.000 Euro an Förderungen soll es dafür geben.

„Die Tat zeigt, wie wichtig es ist, alle betroffenen Teile der Gesellschaft anzusprechen. Wenn wir Frauen schützen wollen, müssen wir auch bei Männern ansetzen“, so Mückstein. Deshalb solle künftig auch vermehrt auf gewaltpräventive Workshops für Buben gesetzt werden, Männer sollen Beratungsmöglichkeiten erhalten, um mit Situationen, die zu eskalieren drohen, besser umgehen zu können.

Strategien für die Nachbarschaft

Dabei sollten Nachbarn nicht erst in Akutsituationen eingreifen, sondern schon früher, sagte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser und Gesamtkoordinatorin von StoP Österreich. „Unser Projekt soll Menschen lehren, dass sie schon bei einem Verdacht auf Gewalt betroffene Frauen oder Kinder ansprechen sollen“, erklärte Rösslhumer Strategien, die das Projekt „StoP“ Interessierten vermitteln will.

„Sie können sich mit anderen Nachbarn zusammentun, bei Frauen-Hotlines anrufen, sie können den Fernseher leiser drehen und besser hinhören, was bei den Nachbarn passiert“, so Rösslhumer weiter: „Sehr effektiv ist es auch, einfach anzuläuten und nach Zucker oder Milch zu fragen“, so könnten Gewaltsituationen unterbrochen werden.

„Alle Menschen können mitmachen“

Mit der Förderung von 680.000 Euro für das kommende Jahr sollen nun neue Mitarbeiterinnen eingeschult und elf neue Standorte in sieben Bundesländern aufgebaut werden. „Alle Menschen können mitmachen, wir bieten viele Methoden und Anleitungen für Nachbarn an“, zeigte sich Rösslhumer über den Erfolg des Projekts optimistisch. Opferschutzexpertinnen – darunter auch Rösslhumer – hatten nach dem Tod der 13-Jährigen Versäumnisse in der Prävention von Gewalt angeprangert – mehr dazu in wien.ORF.at.

NEOS sieht Politik in der Pflicht

NEOS begrüßte die Unterstützung für das Projekt durch Mückstein. Zivilgesellschaftliche Initiativen wie diese seien ein sehr wichtiger Aspekt im Kampf gegen Gewalt an Frauen, so NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. „Sie zu fördern befreit die Politik jedoch nicht von ihrer Pflicht, auch selbst endlich aktiv zu werden“, so Brandstötter.

Konkrete Gewaltschutzmaßnahmen der Frauenministerin, deren Kernkompetenz der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen sein sollte, ließen beispielsweise selbst nach dem 15. Frauenmord in nur sechs Monaten weiter auf sich warten. Sie sprach von Lippenbekenntnissen und inszenierten Gipfeltreffen, „die uns in Wahrheit kein Stück weitergebracht haben. Dabei gefährden wir mit jeder Sekunde, die wir warten, weitere Frauenleben.“

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