UNICEF: Zehntausende Kinder in Tigray von Hungertod bedroht

In der äthiopischen Konfliktregion Tigray sind nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) Zehntausende Kinder vom Hungertod bedroht. Der Gesundheits- und Ernährungszustand der Mädchen und Buben habe sich seit Beginn des Konflikts vor acht Monaten kontinuierlich verschlechtert, mahnte UNICEF nun laut Kathpress in Köln. Im Frühjahr habe sich die Zahl lebensgefährlich mangelernährter Kinder, die Hilfe in von UNICEF unterstützten Einrichtungen suchten, vervierfacht.

„Schätzungsweise 140.000 Kinder leben unter Bedingungen einer Hungersnot – auch wenn diese offiziell noch nicht erklärt wurde“, hieß es. Mindestens 33.000 Kinder in nicht zugänglichen Gebieten seien so stark mangelernährt, dass sie sterben könnten, wenn nicht schnell gehandelt werde. Dringend benötigten weitere mobile Ernährungs- und Gesundheitsteams Zugang in alle Regionen.

Wichtige Infrakstruktur laut UNICEF zerstört

Wichtige Infrastruktur wie Brücken, Straßen, Krankenhäuser und Anlagen zur Wasserversorgung seien zerstört bzw. geplündert worden, sagte UNICEF. Viele Familien berichteten von Gewalt, von Angst und davon, dass sie Angehörige verloren hätten. Die Bewegungsfreiheit und Sicherheit von humanitären Helfern sei stark eingeschränkt. Im Juni hätten die Menschen durch die Kämpfe den Angaben zufolge die Hauptpflanzzeit nicht nutzen können.

UNICEF forderte, dass der Nachschub an Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern uneingeschränkt sichergestellt werden müsse. Auch müssten der Zugang zu Internet, Telefon- und Satellitenverbindungen sowie elektrischem Strom für humanitäre Organisationen wiederhergestellt und Straßen sowie der Luftraum für Hilfsgüter geöffnet werden.

Im November hatten äthiopische Regierungstruppen eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront TPLF in Tigray begonnen. Beteiligt sind auch Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea, das Äthiopiens Armee unterstützt. Im Zuge des Konflikts gab es wiederholt Berichte über Massaker an Zivilisten und andere Gräueltaten in der weithin abgeschnittenen nordäthiopischen Provinz.