Tod von Zivilisten: Erste Klage gegen Militärs in Kolumbien

Erstmals seit Ende des Bürgerkriegs in Kolumbien sind Mitglieder des Militärs wegen der Tötung von Zivilisten angeklagt worden.

Elf Personen, unter ihnen zehn Offiziere unterschiedlichen Ranges, wurde wegen der Ermordung von mindestens 120 Menschen im Gebiet Catatumbo zwischen Jänner 2007 und August 2008 Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt, hieß es in einer Mitteilung der Sonderjustiz für den Frieden (JEP) gestern (Ortszeit).

Die Angeklagten wurden als Verantwortliche identifiziert, ohne die die kriminellen Handlungen nicht in „systematischer und weit verbreiteter Form“ stattgefunden hätten. Das kolumbianische Militär tötete laut der Sonderjustiz für den Frieden zwischen 2002 und 2008 mindestens 6.402 Zivilisten und tat so, als wären sie feindliche Guerillakämpfer gewesen, um Quoten zu erfüllen und dafür Prämien zu bekommen.

Ex-Präsident Santos entschuldigte sich

Der ehemalige Präsident Juan Manuel Santos, der 2016 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, entschuldigte sich kürzlich für die Tötung von Tausenden Zivilisten während seiner Amtszeit als Verteidigungsminister (2006–2009).

Der Druck, dem Feind Verluste zuzufügen, und die Belohnungen dafür seien zweifelsohne die Anreize für die Tötungen gewesen, sagte er. Von systematischen Tötungen wollte der Ex-Präsident allerdings nicht sprechen.

Kolumbien litt über 50 Jahre unter einem bewaffneten Konflikt zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Während des Bürgerkriegs kamen mehr als 220.000 Menschen ums Leben, über sechs Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben.

Die größte Rebellenorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung. In dem Vertrag wurden auch eine besondere Gerichtsbarkeit und die Wahrheitskommission vereinbart, die den Frieden garantieren soll.