Afghanistan: Taliban rücken auf weitere Provinzhauptstadt vor

Die radikalislamischen Taliban sind in die Hauptstadt der im Nordwesten Afghanistans gelegenen Provinz Badghis vorgerückt. Kurzzeitig brachten sie nach offiziellen Angaben heute unter anderem das Polizeipräsidium unter ihre Kontrolle und lösten Panik unter der Bevölkerung aus. Es habe Luftangriffe der Regierungstruppen gegeben, Spezialkräfte seien im Einsatz, um die Taliban zurückzudrängen.

Rauch über der Stadt Qala-e Naw in der afghanischen Provinz Badghis.
APA/AFP

Der Provinzgouverneur Husamuddin Shams sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Taliban hätten die Stadt Qala-e Naw in der Früh aus drei Richtungen angegriffen. Später hätten die Sicherheitskräfte massiv reagiert. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums brachten die Regierungstruppen das Polizeipräsidium und auch die Zentrale der Nationalen Sicherheitsdirektion wieder unter Kontrolle.

Hunderte Gefangene entkommen

Die Situation war unübersichtlich. Provinzräten zufolge hatten sich Regierungsvertreter, darunter der Gouverneur, und ein Teil der Sicherheitskräfte in eine Militärbasis in der Nähe des Flughafens zurückgezogen und von dort aus versucht, die Taliban-Angriffe abzuwehren. Es folgten Berichte über Luftschläge.

Provinzräte sagten, dass Taliban-Kämpfer sich völlig frei auf Motorrädern in der Stadt bewegten. Vor allem Familien von Regierungsvertretern seien in Richtung Herat geflüchtet, Taxifahrer hätten Wucherpreise verlangt.

Hunderte Gefangene konnten aus einem Gefängnis der Stadt entkommen. Heute am frühen Abend (Ortszeit) erklärten die Sicherheitskräfte, sie seien auf dem Vormarsch. Der Gouverneur sagte, er sei wieder in seinem Regierungsgebäude.