Bewaffnete Sicherheitskräfte in Haiti
AP/Joseph Odelyn
Nach Präsidentenmord

Tote und Festnahmen in Haiti

Nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moise sind mehrere Verdächtige getötet worden. Vier mutmaßliche Täter seien am Mittwoch bei Gefechten mit der Polizei erschossen und zwei weitere festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Das Attentat auf Moise löste international Bestürzung aus und dürfte die Krise in Haiti noch verschärfen.

Die Regierung des Karibik-Staates rief am Mittwoch jeweils 15 Tage Belagerungszustand und Staatstrauer aus. Claude Joseph unterzeichnete beide Erlasse am Mittwoch als Übergangspremier. Moise hatte am Montag Ariel Henry zu Josephs Nachfolger im Amt des Regierungschefs ernannt, Henry war aber bisher nicht vereidigt worden.

Die Beamten und Beamtinnen hätten direkt nach dem Anschlag die Verfolgung der mutmaßlichen Täter aufgenommen, sagte der Chef der Nationalpolizei, Leon Charles. Drei Polizisten, die als Geiseln genommen worden seien, seien befreit worden. Der Einsatz in der Hauptstadt Port-au-Prince dauere an. Die Polizei machte keine Angaben zur Identität der mutmaßlichen Angreifer oder zu möglichen Tatmotiven.

„Belagerungszustand“ ausgerufen

Moise war in der Nacht auf Mittwoch in seinem Haus in Port-au-Prince erschossen worden. An der Leiche seien zwölf Einschusslöcher gefunden worden, sagte der Richter Carl Henry Destin der Zeitung „Nouvelliste“. Moise sei in den Kopf, in die Brust, die Hüfte und den Bauch getroffen worden. „Das Büro und das Schlafzimmer des Präsidenten wurden durchwühlt. Wir fanden ihn auf dem Rücken liegend, blaue Hosen, ein weißes Hemd mit Blut verschmiert“, sagte Destin.

Seine Frau Martine, die bei dem Attentat verletzt wurde, wurde zur Behandlung nach Miami ausgeflogen. Sie sei außer Lebensgefahr, sagte Joseph am Mittwochabend im Fernsehen. Ihr Zustand sei „stabil“. Joseph hatte nach dem Attentat eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen. „Wir haben entschieden, im ganzen Land den Belagerungszustand auszurufen“, verkündete er anschließend. Die Regierung bekommt damit für zwei Wochen zusätzliche Befugnisse.

Haitis First Lady wird in ein Krankenhaus gebracht
AP/Miami Herald/Carl Juste
Die Frau des getöteten Präsidenten wurde nach dem Attentat in ein Krankenhaus gebracht

Die Ermordung Moises werde nicht „straffrei“ bleiben, sagte Joseph, der zudem eine zweiwöchige Staatstrauer ab Donnerstag ankündigte und die Bevölkerung zur Ruhe aufrief. Polizei und Armee würden für Ordnung sorgen, versicherte er. Der Flughafen in Port-au-Prince wurde geschlossen.

Unterschiedliche Angaben

Der Regierungschef hatte kurz nach der Ermordung des Präsidenten gesagt, bei den Angreifern handle es sich um Englisch und Spanisch sprechende „Ausländer“. Haitis Botschafter in den USA, Bocchit Edmond, sprach von „professionellen Söldnern", die sich als Mitarbeiter der US-Drogenvollzugsbehörde ausgegeben hätten.

International löste der Anschlag auf Moise Entsetzen aus. Das deutsche Außenministerium äußerte sich „bestürzt“. US-Präsident Joe Biden sprach von einem „verabscheuungswürdigen Akt“. Der Mordanschlag wurde auch vom österreichischen Außenministerium „nachdrücklich“ verurteilt. Auch der UNO-Sicherheitsrat, der am Donnerstag in einer Dringlichkeitssitzung tagt, verurteilte die Tat.

Papst Franziskus bete für den Verstorbenen und verurteile alle Formen von Gewalt als Mittel zur Lösung von Krisen und Konflikten, hieß es laut Kathpress. Das römisch-katholische Kirchenoberhaupt wünsche den Menschen in Haiti eine „Zukunft in geschwisterlicher Harmonie, Solidarität und Wohlstand“. Die Dominikanische Republik, die wie Haiti auf der Insel Hispaniola in der Karibik liegt, gab nach dem Attentat eine sofortige Schließung der Grenze bekannt.

Macht per Dekret

Moises Ermordung fällt in eine für das Land politisch heikle Zeit. Der 53-Jährige hatte zuletzt per Dekret regiert, nachdem eine für 2018 geplante Parlamentswahl unter anderem wegen Protesten gegen ihn verschoben worden war. In den vergangenen vier Jahren wechselte Moise viermal den Regierungschef aus. Erst am Montag hatte er die Ernennung des neuen Regierungschefs Henry bekanntgegeben, der Joseph nach nur drei Monaten im Amt ablösen sollte.

Unübersichtliche Lage nach Präsidentenmord in Haiti

Nach der Ermordung von Haitis Präsident Jovenel Moise hat die Polizei nach eigenen Angaben vier mutmaßliche Täter getötet und zwei weitere festgenommen. Die Angreifer seien ausländische Söldner gewesen, heißt es. Die Lage in Haiti ist unübersichtlich, es ist nicht ganz klar, wer das Land derzeit führt.

Moise, der sich vor seinem Eintritt in die Politik einen Namen als erfolgreicher Unternehmer gemacht hatte, war mit dem Versprechen angetreten, die Armut zu bekämpfen und das auch von Naturkatastrophen heimgesuchte Land wieder aufzubauen. Kritiker und Kritikerinnen warfen ihm jedoch bis zuletzt vor, die zahlreichen Krisen im Land nicht anzugehen.

Die Opposition warf dem Präsidenten vor, unrechtmäßig an seinem Mandat festzuhalten. Moise, der sein Amt im Februar 2017 angetreten hatte, hatte stets argumentiert, seine Amtszeit ende regulär im Februar 2022. Aus Sicht seiner politischen Gegner lief Moises Mandat dagegen bereits im Februar dieses Jahres ab. Der Grund für den Streit ist die Annullierung des Ergebnisses von Moises erster Wahl im Jahr 2015 aufgrund von Betrugsvorwürfen. Ein Jahr später wurde er dann erneut gewählt.