Trockengefallender Steg in Salton City, Kalifornien (USA)
Reuters/Aude Guerrucci
Warnung an Millionen

Nordamerika vor nächster Hitzewelle

Keine zwei Wochen nachdem Nordamerika von historischer Hitze heimgesucht worden ist, steuert der Westen der USA auf die nächste Hitzewelle zu. Der Nationale Wetterdienst warnte Millionen Menschen in den USA vor den hohen Temperaturen. Zur Hitze kommen bereits jetzt mehrere große Waldbrände, die in den westlichen Bundesstaaten wüten.

Mehr als 30 Millionen Menschen müssen sich laut dem US-Wetterdienst auf extreme Hitze einstellen. In großen Teilen Kaliforniens und Nevadas gilt sogar die höchste Warnstufe. Sie besagt, dass von der anhaltenden Hitze und der fehlenden nächtlichen Abkühlung nicht nur Ältere oder Kranke gefährdet sind, sondern die gesamte Bevölkerung.

Der Nationale Wetterdienst riet den Betroffenen, viel Wasser zu trinken und sich in klimatisierten Gebäuden aufzuhalten. Auf Extremwerte sollte sich etwa die Bevölkerung in Las Vegas und Sacramento einstellen. Sehr hohe Temperaturen wurden auch in den US-Bundesstaaten Utah und Arizona erwartet.

Läufer mit Sonnenschirm vor der Skyline von L.A.
AP/Damian Dovarganes
Wer ins Freie muss, soll sich möglichst im Schatten aufhalten

Im für seine Hitze berüchtigten Death Valley in Kalifornien wurden bereits am Freitag Höchstwerte von 54,4 Grad Celsius gemessen. Das entspricht einem Höchstwert aus dem Jahr 2020, der manchen als die höchste jemals zuverlässig auf der Erde gemessene Temperatur gilt. Zwar wurde im Jahr 1913 im Death Valley eine Temperatur von 56,7 Grad Celsius verzeichnet. An der damaligen Messung bestehen ob ihrer Verlässlichkeit aber Zweifel.

Löschwasser verdunstet

Die nunmehrige Hitze kommt nicht einmal zwei Wochen nachdem eine Hitzewelle im Nordwesten der USA und im westlichen Kanada mit Temperaturen bis knapp 50 Grad Hunderte Menschenleben gefordert hat. In der kanadischen Gemeinde Lytton rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver waren 49,6 Grad gemessen worden – zuvor war der Rekord in Kanada bei 45 Grad gelegen. Wenige Tage danach war die Ortschaft in einem Flammeninferno fast vollständig zerstört worden.

Auch der Westen der USA kämpft derzeit mit zahlreichen Waldbränden. Laut den Feuerwehrleuten, die gegen die Feuer in der Region kämpfen, kommt oftmals ein großer Teil des Wassers, das von Löschflugzeugen abgeworfen wird, gar nicht am Boden an. Die Luft sei teilweise so trocken, dass das Wasser verdunste, bevor es die Flammen erreiche.

Brände nach Blitzeinschlägen

In Nevada, nahe der Grenze zu Nordkalifornien, mussten zahlreiche Menschen ihre Häuser verlassen. Sie sollten sich vor Waldbränden in Sicherheit bringen, die nach Blitzeinschlägen in der Sierra Nevada Waldregion ausgebrochen waren. In Idaho rief Gouverneur Brad Little den Notstand für Waldbrände aus. Der republikanische Politiker mobilisierte die Nationalgarde des Staates, um bei der Bekämpfung von Feuern zu helfen, die ebenfalls auf Blitzeinschläge zurückgingen.

Zerstörung durch Waldbrände in Kelseyville, Kalifornien (USA)
AP/The Press Democrat/Kent Porter
Bereits Ende Juni zerstörte ein Feuer im kalifornischen Kelseyville mehrere Wohnmobile und Autos

In Oregon wurden weitere Evakuierungsanordnungen erlassen, als ein durch starke Winde angefachtes Waldfeuer im Fremont-Winema National Forest bis Freitag auf fast 150 Quadratkilometer anwuchs. Der Waldbrand bedrohte unter anderem Stromleitungen Richtung Kalifornien. Dort riefen die Stromnetzbetreiber ihre Kunden bereits dazu auf, Strom zu sparen. Sie sollten den Gebrauch von elektrischen Geräten einschränken und vor allem in den Abendstunden, wenn die Produktion von Solarstrom zurückgeht, die Thermostate der Klimaanlagen höher stellen.

Dürrenotstand in Kalifornien ausgeweitet

Bereits am Donnerstag hatte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom die Einwohner des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates zum Wassersparen aufgefordert. Die Menschen sollten im Vergleich zum Vorjahr freiwillig 15 Prozent weniger Wasser verbrauchen. Der Appell richtete sich nicht nur an die Bevölkerung allgemein, sondern auch an die Industrie und die Landwirtschaft.

Improvisierter Swimmingpool in einer Unterführung in Portland, Oregon (USA)
Reuters/Sergio Olmos
Wasser bringt Abkühlung – soll aber sparsam eingesetzt werden, so der Appell

Die Bürger sollten kürzer duschen, den Rasen weniger häufig bewässern und etwaige Lecks in Leitungen reparieren. Es gehe um „gesunden Menschenverstand“, betonte Newsom. Zugleich kündigte der Politiker der Demokraten an, der im April ausgerufene Dürrenotstand werde um neun weitere auf nunmehr 50 der 58 Bezirke Kaliforniens ausgeweitet. Das entspreche etwa 42 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates.

Niedriger Wasserstand in Reservoir in Arizona, USA
AP/John Locher
In der Hitzewelle im Juni fiel der Pegel des durch den Hoover-Damm aufgestauten Lake Mead auf den historisch niedrigsten Wert

Es kam zuletzt zu weniger Niederschlägen, und die Schneedecke in den Bergen ist bereits sehr dünn. Das hat Auswirkungen auf die Wasserreservoirs, die sich bereits auf einem kritischen Tiefstand befinden. So sank der Pegel des Lake Mead an der Grenze zwischen Airzona und Nevada auf den niedrigsten Stand seit seiner Stauung 1941. Der durch den Hoover-Damm aufgestaute See ist eine der wichtigen Trinkwasserquellen für den Süden Kaliforniens. Zudem kämpfen die Feuerwehren auch in Kalifornien derzeit gegen mehrere Waldbrände.

Erderwärmung machte „Hitzekuppel“ wahrscheinlicher

Kanada bereitet sich ebenfalls auf extreme Hitze vor, obwohl nicht erwartet wird, dass die Temperaturen an die von Ende letzten Monats heranreichen. Für die extreme Hitze vor zwei Wochen war das Phänomen der „Hitzekuppel“ verantwortlich, bei der ein Hochdruck in der Atmosphäre die heiße Luft in einer Region festhält.

Eine „Hitzekuppel“ mit einer solchen Intensität gilt als extrem seltenes Ereignis, das laut Meteorologen statistisch kaum öfters als einmal alle tausend Jahre vorkommt. Einer hochrangig besetzten internationalen Gruppe von Klimaforschern und Klimaforscherinnen zufolge hat die durch den Menschen verursachte Erderwärmung ein solches Ereignis allerdings 150-mal wahrscheinlicher gemacht.