Der britische Premier Boris Johnson
APA/AFP/Daniel Leal-Olivias
Mit 19. Juli

England beendet CoV-Maßnahmen

In England werden am 19. Juli wie geplant so gut wie alle verpflichtenden Coronavirus-Regeln aufgehoben. Damit fallen Abstandsregeln, Maskenpflicht und die Registrierung etwa beim Restaurantbesuch weg. Auch Nachtclubs dürfen wieder öffnen. Zahlenmäßige Beschränkungen für Feiern oder Veranstaltungen soll es nicht mehr geben. Premierminister Boris Johnson rief die Bevölkerung trotzdem zu Vorsicht und Rücksichtnahme auf.

„Diese Pandemie ist bei Weitem nicht vorbei. Diese Krankheit gefährdet weiterhin Sie und Ihre Familien“, sagte Johnson am Montag in London. Die Bevölkerung könne nicht einfach zum Leben wie vor der Pandemie zurückkehren, das Ende der Regeln sei keine Einladung zu einer großen Feier.

Empfohlen wurde eine schrittweise Rückkehr in die Büros. Man erwarte nicht, dass das gesamte Land am Montag wieder an den Bürotischen sitze, so Johnson. Auch die freiwillige Einhaltung der Maskenpflicht in Situationen mit großen Menschenaufläufen werde erwartet und empfohlen. Zudem sollten sich die Menschen weiterhin vornehmlich im Freien treffen.

„Richtige Zeit“

Bereits zuvor hatte Gesundheitsminister Sajid Javid bestätigt, dass die Maßnahmen mit 19. Juli fallen gelassen werden sollen. Er sagte, die Regierung ermutige Unternehmen und Veranstalter dazu, Impfpässe und eine Art „Grünen Pass“ zu nutzen. Damit sollen Personen ihren Impfstatus, ihre Immunität oder einen aktuellen, negativen Coronavirus-Test nachweisen können.

Passanten mit und ohne Gesichtsmaske in London
Reuters/Hannah McKay
Die Normalität soll in England zurückkehren

Es sei „die richtige Zeit, um sich dem normalen Leben anzunähern“. Es sei zwar zu erwarten, dass die Zahl der Neuinfektionen weiter steigen werde, doch glaube die Regierung nicht, „dass die Infektionszahlen einen unaushaltbaren Druck auf den Gesundheitsdienst NHS“ ausüben werden, so Javid.

„Es wird keinen perfekten Zeitpunkt für diesen Schritt geben, weil wir dieses Virus einfach nicht ausmerzen können“, so der Gesundheitsminister. Zugleich betonte er, die Regierung bleibe wachsam. So blieben harte Maßnahmen an den Grenzen in Kraft, und die Regierung sei bereit, mit Härte zu reagieren, falls neue, gefährlichere Coronavirus-Varianten das nötig machten.

Delta-Variante lässt Neuinfektionen hochschnellen

Johnson hatte bereits am Sonntag gesagt, dass die Wiederherstellung der Freiheiten mit Vorsicht einhergehen müsse. Denn die Delta-Variante befindet sich in Großbritannien weiter auf dem Vormarsch. Am Sonntag wurden in dem Land (66,6 Mio. Einwohner) 34.471 Neuansteckungen vermeldet. Die 7-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 311,7 (Stand: 7. Juli). Niedrig bleibt aber die Zahl der vermeldeten Todesfälle, sie lag zuletzt bei 26. Auch bei den Hospitalisierung ist die Kurve weiter deutlich flacher.

Gut besuchtes Restaurant in London
Reuters/Henry Nicholls
Die Lokale haben bereits länger geöffnet

Das hängt mit dem Fortschritt bei der Impfung zusammen. Bisher haben fast 70 Prozent den ersten Stich erhalten, 52 Prozent erhielten die für den vollen Schutz notwendigen zwei Impfdosen. „Obwohl die phänomenale Impfkampagne allen Erwachsenen einen gewissen Schutz vor dem Virus bietet und die entscheidende Verbindung zwischen Fällen sowie Krankenhausaufenthalten und Todesfällen geschwächt ist, ist die globale Pandemie noch nicht vorbei“, so Johnson.

Im Vorfeld hatte es entsprechend Mahnungen gegeben, dass die Abschaffung der verbliebenen Coronavirus-Regeln mit 19. Juli zu früh komme. Vor allem das Aus für die Abstandsregeln und die Maskenpflicht hatte für Kritik gesorgt. Unter dem Druck der Öffentlichkeit riefen daher mehrere Regierungsmitglieder die Bevölkerung auf, an Orten mit vielen Menschen, etwa im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften, weiterhin freiwillig Masken zu tragen.

Lockerungen nur für England

Johnson hatte die Lockerungen vor einer Woche angekündigt, aber eine letzte Prüfung angekündigt. Bereits beschlossen wurde, dass vom 19. Juli an vollständig geimpfte Menschen sowie Minderjährige mit Wohnsitz im Vereinigten Königreich ohne Quarantäne ins Land einreisen dürfen. Urlaubsgäste müssen aber weiterhin nach Ankunft für mindestens fünf Tage in Selbstisolation.

Die Lockerungen gelten nur für den größten britischen Landesteil England, der keine eigene Regierung hat. Für die Gesundheitspolitik in Schottland, Wales und Nordirland sind die jeweiligen Landesregierungen zuständig. Dort wird es noch länger dauern, bis die letzten Coronavirus-Vorschriften aufgehoben werden.