Südafrika: Weiter Unruhen nach Inhaftierung von Ex-Präsident

Nach tagelangen Ausschreitungen hat die Regierung in Südafrika Soldaten in zwei Provinzen entsandt. Er habe die Entsendung von Streitkräften in die Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal autorisiert, um die dortige Polizei zu unterstützen, sagte Präsident Cyril Ramaphosa gestern Abend in einer Fernsehansprache.

Polizeieinsatz während der Unruhen im südafrikanischen Jeppestown, Johannesburg
APA/AFP/Marco Longari

„In den vergangenen Tagen und Nächten hat es Akte der Gewalt von einer Art gegeben, die wir in der Geschichte unserer Demokratie selten erlebt haben“, sagte Ramaphosa, der sich angesichts der Vorgänge „traurig“ zeigte.

Haftantritt von Zuma als Auslöser

Hintergrund der Ausschreitungen ist die Inhaftierung des früheren südafrikanischen Staatschefs Jacob Zuma. Dieser war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er vergangene Woche antrat.

Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas auf die Straße. Zuma muss sich vor einer Untersuchungskommission wegen diverser Korruptionsvorwürfe während seiner Amtszeit (2009–2018) verantworten, war aber einer Vorladung nicht gefolgt.

Zehn Tote

Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Gestern wurden den vierten Tag in Folge vor allem in KwaZulu-Natal, der Heimatprovinz Zumas, Gebäude in Brand gesetzt und Häuser geplündert. Demonstranten steckten ein Einkaufszentrum in der Provinzhauptstadt Pietermaritzburg in Brand.

In Eshowe, einer Stadt in der Nähe von Zumas Wohnort Nkandla, eröffnete die Polizei das Feuer, um die Menschenmenge auseinanderzutreiben.

Chaotische Szenen spielten sich auch in Johannesburg ab: Dutzende Autos wurden angezündet, Fensterscheiben von Geschäften eingeschlagen. In wohlhabenderen Vierteln schlossen viele Geschäfte vorzeitig. Es kam zu Plünderungen.

Jüngsten Polizeiangaben zufolge wurden bei den Ausschreitungen zehn Menschen getötet. Es gab 489 Festnahmen. Zuvor hatte die Polizei die Zahl der Toten mit sechs und die der Festnahmen mit 219 angegeben. Mehrere der Toten hätten Schusswunden erlitten, teilte die Polizei mit.

Kämpfer gegen Apartheid

Vor allem bei ärmeren Südafrikanerinnen und Südafrikanern ist der 79-jährige Zuma auch nach zahlreichen Korruptionsaffären immer noch beliebt. Der frühere Kämpfer gegen die Apartheid war 2009 als Hoffnungsträger der Armen an die Macht gekommen.

Bei vielen verspielte er durch seine zahllosen Korruptionsaffären aber jede Glaubwürdigkeit. Anfang 2018 kam der skandalumwitterte Präsident mit seinem Rücktritt einer Absetzung zuvor.